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LVZ: Nur Verlierer

Geschrieben am 14-11-2007

Leipzig (ots) - Von Dirk Birgel
Alea iacta est. Der Würfel ist gefallen, die Bagger für die
Waldschlößchenbrücke können anrollen. Noch in diesem Monat sollen die
Vorbereitungen für den Bau der mittlerweile bekanntesten und
umstrittensten Brücke Deutschlands (wenn nicht darüber hinaus)
beginnen. Das oberste sächsische Verwaltungsgericht in Bautzen hat
den in der Vorinstanz verhängten Baustopp aufgehoben und einen
Schlussstrich unter den über 13 Jahre währenden Streit gezogen -
einen vorläufigen.
Denn die Brückengegner und Welterbetitel-Bewahrer werden nicht
tatenlos zusehen, wie die Brücke ihre nicht eben formschöne Gestalt
annimmt. Das Thema wird weiter die Gemüter erhitzen und die Gerichte
beschäftigen bis irgendwann das Bundesverwaltungsgericht als
allerletzte Instanz sein Urteil gesprochen hat und die Brücke
womöglich wieder abgerissen werden muss.
Doch für den Augenblick haben die Brückenbefürworter einen wichtigen
Sieg erstritten. Der Bau kann, wenn nicht irgendein findiger Jurist
noch einen Stolperstein ähnlich der kleinen Hufeisennase entdeckt,
beginnen. Damit bleibt die im Februar 2008 auslaufende Bindungsfrist
für den Bürgerentscheid zum Bau der Brücke gewahrt. Der Versuch der
Gegner, sich über die Zeit zu retten und das Projekt auf diese Weise
zu Fall zu bringen, ist gescheitert.
Und so schlagen die Verlierer gleich moderate Töne an, appellieren an
die Vernunft und beschwören die Suche nach einem Kompromiss. Der wäre
zwar nach wie vor wünschenswert, um die in zwei Lager gespaltene
Stadt zu einen und zu versöhnen, realistisch ist er nicht. Auch wenn
Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) versöhnende Töne anschlägt und
die Brücke während der Bauphase "weiter optimieren und für eine noch
bessere Einbindung in das Stadtbild sorgen" will. Bei Lichte
betrachtet ist das purer Hohn. Erstens: Was heißt besser einpassen?
Die Brücke ist und bleibt optisch bestenfalls Mittelmaß, selbst wenn
man an ein paar Schräubchen dreht. Zweitens: Milbradt hat - bis sein
neuer Staatskanzleichef Michael Sagurna kam - den Scharfmacher
gespielt und die Unesco brüskiert, hat von Erpressung gesprochen und
dass der Verlust des Welterbetitels verkraftbar sei. Wer will ihm
denn jetzt noch den Versöhner abnehmen? Niemand! Milbradt ist der
wahre Verlierer. Er hatte seine Chance, und er hat sie verpasst - es
sei denn, er wäre plötzlich doch noch zu einem radikalen Kurswechsel
be-reit.
Da davon nicht auszugehen ist, dürfte sich alles weitere ergeben. Die
Landeshauptstadt hat für die nächsten zehn Jahre ihr Wahlkampfthema
Nummer eins, die CDU hat einen Haufen Stammwähler verprellt und vor
allem: der Welterbetitel ist so gut wie futsch. Elbflorenz wäre
weltweit die zweite Stadt, die sich solch eine internationale Blamage
leistet. Die einzige, der das gleichgültig sein dürfte, ist die
Kleine Hufeisennase.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
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Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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