Südwest Presse: Kommentar zur Aussenpolitik
Geschrieben am 21-11-2007 |
Ulm (ots) - Natürlich kann niemand dem ehemaligen Bundeskanzler verbieten, sich zu aktuellen Fragen der Politik zu äußern. Doch Gerhard Schröder ist längst nicht so frei, wie er meint. Es gibt ein ungeschriebenes Gesetz, nach dem sich frühere Regierungschefs nicht in die Geschäfte ihrer Nachfolger einmischen sollten, schon gar nicht vom Ausland aus. Zudem steht der Genosse im Sold des Energiekonzerns Gazprom - da erhält alles, was Schröder über die deutsche Russland-Politik sagt, gleich einen bestimmten Zungenschlag. Wenn der Alt-Kanzler seinem Spezi Frank-Walter Steinmeier dabei helfen will, den außenpolitischen Aktivitäten der Bundeskanzlerin Grenzen zu setzen, sollte Schröder diese untauglichen Bemühungen einstellen. Die Debatte über das Verhältnis der Bundesrepublik zu China und Russland gehört nicht zwischen die Mühlsteine öffentlicher Raufereien um den parteipolitischen Zugewinn. Die Sache ist ernst genug. Moskau und Peking lassen sich nicht gern vorführen, und die Bundeskanzlerin täte gut daran, ihren forschen Kurs zur Durchsetzung der Menschenrechte mindestens innerhalb des Regierungslagers abzusichern. Bei ihrem Vorgänger muss sie deshalb nicht unbedingt Rat einholen, aber der Außenminister und die SPD-Spitze sollten schon mit im Boot sitzen, wenn es auf eine riskante Tour geht. Nicht Leisetreterei ist gefragt, wohl aber diplomatisches Geschick.
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