Westdeutsche Zeitung: CDU-Parteitag = von Alexander Marinos
Geschrieben am 03-12-2007 |
Düsseldorf (ots) - Das weniger oft mehr ist, zeigt das Motto des CDU-Parteitages, das schlicht lautet: "Die Mitte." Die Mitte ist antiradikal. Mitte bedeutet Wärme, Sicherheit, Pragmatismus. Der mittlere Weg ist meist der Königsweg: Wer ihn beschreitet, der hält an Bewährtem fest, ohne sich Neuem zu verschließen. Es handelt sich daher um ein vernünftiges Motto, und um ein taktisch kluges dazu. Denn die SPD hat die von Gerhard Schröder einst entdeckte "Neue Mitte" aufgegeben und dadurch Platz für die bürgerlichen Parteien geschaffen, um Mehrheiten zu gewinnen. Das allerdings kann nur gelingen mit programmatischer Substanz - und genau an der mangelt es der Kanzlerin-Partei. Anderthalb Jahre hat die CDU über ihr neues Grundsatzprogramm diskutiert. Herausgekommen ist eine große Wundertüte, in der jeder alles finden kann und sich darum allzu leicht im Nichts verliert. Die Rede der Parteichefin war dafür symptomatisch. Wenn es grundsätzlich wurde, profilierte sie die CDU scharf rechts von der linken Volkspartei SPD. Diese propagiere den Sozialismus, und der ende immer totalitär, rief Merkel - und manch einer fragte sich, wie die CDU als Partei der Mitte eigentlich eine Koalition mit einem nach Merkels Lesart gefährlichen, zum Totalitarismus neigenden Partner eingehen konnte. Wenn es jedoch konkret wurde, dann verwischte sie bewusst die Unterschiede zur SPD: Sie verteidigte den Post-Mindestlohn und stellte gierige Manager an den Pranger. Rechts blinken und links abbiegen: Das ist kein Kurs der Mitte. Natürlich ist ein Grundsatz- kein Regierungsprogramm. Aber von einer Parteichefin, die zugleich Kanzlerin ist, hätte man schon gerne erfahren, ob sie einen Masterplan für die verbleibende Zeit bis zur nächsten Bundestagswahl hat. Für die erste Halbzeit hatte sie einen solchen umfassenden Plan jedenfalls nicht. Das bisherige Rauf und Runter bei den Lohnnebenkosten etwa war nicht links, nicht Mitte und nicht rechts, sondern nur ein Ausdruck politischer Beliebigkeit. Damit sich das ändert, muss die CDU ihrer Mitte ein M-Wort hinzufügen: Mut. Dass die Beschlüsse des Leipziger Parteitags von 2003 nur noch verschämt Erwähnung fanden, stimmt pessimistisch. Es fehlt ein Friedrich Merz. Doch der hat sich ja ab durch die Mitte gemacht.
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