WAZ: Frau wird mit 64 Mutter - Der absolute Wille zum Kind - Leitartikel von Petra Koruhn
Geschrieben am 03-12-2007 |
Essen (ots) - Sie wird 70 Jahre alt sein, wenn sie ihre Tochter zur Schule bringt. Sie wird 80 sein, wenn ihr das Kind von den ersten Lieben erzählt. Die Natur hat die späte Mutterschaft nicht gewollt. Das ist wohl wahr.
Also diskutiert man jetzt über Verantwortung (über deren Mangel). Und denkt gar nicht daran, wie viele alte Väter es gibt. Wieder einmal ein Zeichen für die Schere im Kopf. Alter Mann mit einer jungen Frau - dieses Pärchen ist gesellschaftlich komplett akzeptiert. Dass man jedoch bei der Frau gegen die Natur arbeitet! Ja, aber das trifft auch alle, die 40 Jahre sind und sich künstlich befruchten lassen, weil sie keine eigenen Kinder kriegen können.
Eine Frau aus Bayern, Mitte 60, hat sich im Ausland eine von ihrem Gatten befruchtete fremde Eizelle einpflanzen lassen. Bei uns ist das verboten. Man wollte verhindern, so lautet in etwa das Embryonenschutzgesetz, dass ein Kind zwei Mütter hat: die biologische und die, die es aufzieht. Ein Argument, das Frauen, die sich dringend Kinder wünschen, nicht überzeugen wird. Auch deshalb nicht, weil es eine Reihe Kinder gibt, die in dem Sinne zwei oder mehrere Väter haben. Da ist es normal.
Was muss eine Frau motivieren, im hohen Alter schwanger zu werden? Ist es purer Egoismus, der Wille, die Kraft der Natur mit Gewalt zu überwinden - oder reine Verzweiflung? Beides. Ohne Verzweiflung wird sich keine Frau diesen Torturen unterziehen. Eine künstliche Befruchtung ist für eine Frau, für den Mann und für die Partnerschaft eine Herausforderung. Das Entnehmen der Eizellen ist häufig extrem schmerzhaft. Wohl keine Frau entscheidet sich aus Jux und Dollerei zu einer künstlichen Befruchtung.
Statt Frauen zu verurteilen, sollte man sich fragen: Muss dieser lange, oft qualvolle Weg sein? Es geht nicht um Moral, nicht darum, dass man der Natur nicht dazwischen funken soll. Das tut der Mensch mit jeder Pille. Es geht darum, den Frauen den enormen (Leistungs-) Druck zu nehmen, dass nur ein Leben mit Kind ein erfülltes Leben ist.
"Ungewollte Kinderlosigkeit" (in Deutschland etwa zwei Millionen Paare) klingt dramatisch. Doch haben neue Untersuchungen ergeben, dass kinderlose Paare keinesfalls verstärkt unter körperlichen Krankheiten und Depressionen leiden. Was heißt: Auch kinderlos ist Glück möglich.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
Pressekontakt: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Zentralredaktion Telefon: 0201 / 804-2727 zentralredaktion@waz.de
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