Allg. Zeitung Mainz: Noch mal davon gekommen (zu Mohammed-Teddy)
Geschrieben am 03-12-2007 |
Mainz (ots) - Wenn Menschen in fremde Länder gehen, ohne zu wissen, was dort Recht und Gesetz, Sitte und Anstand erfordern, können sie böse auf die Nase fallen. Wenn dann auch noch die Regierung eines Landes weltweit wegen ihrer Politik unter Beschuss steht, ist höchste Vorsicht geboten. Genau das hat eine englische Lehrerin im Sudan nicht beachtet und ist deshalb in arge Bedrängnis geraten. Gefängnis und Peitschenhiebe für die Verletzung religiöser Gefühle von Muslimen, weil man einen Teddybär "Mohammed" genannt hat, erscheinen uns Europäern hinrissig, ja skandalös. In islamischen Ländern gelten andere Regeln, und die Dame aus England hat diese im Sudan verletzt. Daran gibt es nichts zu rütteln. Die Sache wäre indes kaum derart eskaliert, wäre die Regierung in Khartum nicht so sehr unter Druck der internationalen Gemeinschaft. Denn sie führt mit Hilfe muslimischer Reitermilizen einen schmutzigen Krieg gegen Rebellen in der abtrünnigen Provinz Darfur. Diese Söldner terrorisieren die Menschen dort, indem sie morden, verstümmeln und vergewaltigen. Um davon abzulenken, kam der Regierung in Khartum die offenbar etwas einfältige Lehrerin gerade recht. Die ist nur deshalb noch einmal mit dem Schrecken davon gekommen, weil prominente muslimische Briten sich vor Sudans Präsident in den Staub geworfen haben. Die Sache sollte jedem eine Warnung sein. Es ist keineswegs so, dass im Rest der Welt die gleichen Maßstäbe gelten wie bei uns. Wer das nicht beachtet oder gar missachtet, dem können weit mehr als nur Peitschenhiebe und Gefängnis blühen.
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