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Börsen-Zeitung: Schluss mit lustig, Kommentar von Carsten Steevens zur Subprime-Krise und zur Rolle der Finanzaufsicht

Geschrieben am 17-01-2008

Frankfurt (ots) - Subprime, das von der Börse Düsseldorf soeben
gekürte Börsen-Unwort des Jahres 2007, kannte vor Jahresfrist
wahrscheinlich nur eine kleine Minderheit unter den
Finanzmarktakteuren. Auch in der Rede des Präsidenten der deutschen
Finanzaufsicht (BaFin) beim Neujahrsempfang der Behörde vor
Jahresfrist tauchte der Begriff nicht auf. Wohl aber die Warnung,
hoffentlich müsse keine Bank feststellen, das ein oder andere Risiko
übersehen zu haben, das sie beim Engagement in hochkomplexen
Finanz-Konstruktionen einging. Ein ungutes Gefühl musste damals schon
diejenigen beschleichen, die Jochen Sanio folgen konnten bei der
rhetorischen Frage, ob denn noch irgendwer erkennen könne, bei wem
die Risiken endgelagert seien.

Das Risikomanagement, das alle Institute ja im Zuge der neuen
Baseler Eigenkapitalvorschriften (Basel II) verbessern sollten, hatte
bis vor wenigen Monaten den Test härterer Zeiten noch nicht zu
bestehen. In Fallübungen für ihr Risikomanagement haben wohl auch nur
die wenigsten Banken die verheerenden Destruktivkräfte angenommen,
die die Krise am US-Markt für minderwertige Hypothekendarlehen
(Subprime Mortgages) auf den Finanzmärkten weltweit entfaltet hat.
Reihenweise Milliardenabschreibungen auf Subprime-Engagements lassen
darauf schließen. Selbst große US-Finanzinstitute wie Citigroup oder
Merrill Lynch waren nicht in der Lage, das Desaster auf dem
heimischen Hypothekenmarkt frühzeitig zu erkennen.

Das ganze Ausmaß, in dem sich deutsche Banken die schlechten
Risiken des US-Subprimemarktes einhandelten, ist noch nicht bekannt.
Doch nach sechs Monaten des Dramas ist den Akteuren inzwischen klar
geworden: Das Risikomanagement muss fremden Märkten mit hochkomplexen
Produkten gerecht werden. Die BaFin werde deutschen Instituten
entscheidende Leistungssteigerungen abverlangen, kündigte Sanio beim
jüngsten Neujahrsempfang der BaFin an.

Warum aber war nicht schon früher Schluss mit lustig? Weil die
Basel-II-Regeln, die die Lücken in den veralteten Kapitalnormen als
Einfallstor für Hasardeure und maßlose Risikoausdehnung weitgehend
geschlossen hätten, erst seit diesem Jahr verbindlich gelten? Weil
die großen Ratingagenturen versagten? Auch die Rolle der
Finanzaufsicht ist zu hinterfragen, und sei es in der internationalen
Zusammenarbeit.

(Börsen-Zeitung, 18.1.2008)

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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