LVZ: Ramelow: SPD soll nicht aus Angst vor Lafontaine Selbstmord begehen / Abgrenzung zur Linke sei "infam" und führe wie in Hessen "zum Scherbenhaufen"
Geschrieben am 31-01-2008 |
Leipzig (ots) - Der Bundeswahlkampfleiter der Linkspartei und Spitzenkandidat für die Landtagswahl in Thüringen, Bodo Ramelow, hat die SPD aufgefordert, aus Angst vor Oskar Lafontaine nicht länger den politischen Selbstmord vorzubereiten. In einem Interview mit der "Leipziger Volkszeitung" (Donnerstag-Ausgabe) sagte er: "Wenigstens die SPD sollte aus lauter Angst vor Oskar Lafontaine nicht politischen Selbstmord begehen." Unter Hinweis auf die SPD-Situation in Thüringen und Sachsen meinte Ramelow: "Keiner soll glauben, das es mich freut, zu sehen, wie die SPD am Projekt 10 Prozent arbeitet. Das ist in der Demokratie für uns alle gefährlich." Zugleich kritisierte Ramelow, die Abgrenzungspolitik der Bundes-Partei gegen die Linke erinnere ihn an den Umgang früherer Westdeutscher mit der DDR und führe aktuell "zu einem Scherbenhaufen", wie in Hessen zu sehen sei.
"Zumindest intellektuell" könnte er es noch verstehen, wenn sich die SPD "bis zum Tag nach der Hamburg-Wahl ziert", meinte Ramelow. Aber es sei wohl generell so: "Aus lauter Angst vor Oskar Lafontaine ist die SPD dabei, sich das Leben zu nehmen." Der Umgang mit der Linken werde zum Popanz aufgebaut. "Die glauben, sie könnten sich mit einem Schutzwall abschotten. Das hat schon einmal nicht funktioniert. Selbst vor infamen Formulierungen schreckt die Bundes-SPD nicht zurück. Herr Beck spricht von der so genannten Linken. So nannte man in Westdeutschland früher die DDR." Damit grenze man nicht nur die Links-Partei, "sondern auch hunderdtausende demokratischer Wähler aus".
Es gebe mit Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt bereits drei Landtage, in denen jetzt schon eine rot-rote Koalition aufgebaut werden könne. Und es stünden mit Thüringen und dem Saarland 2009 zwei strategisch bedeutsame Wahlen bevor. "Im Saarland muss sich die SPD mit dem Original-Lafontaine auseinandersetzen." Dort werde der CDU-Ministerpräsident nur zu stürzen sein, wenn die SPD "mit den möglicherweise 20 Prozent" der Wähler und Mandate zusammenarbeite, die Lafontaine für die Linke holen könne. "In Thüringen muss sich die SPD entscheiden: Will sie mit mir den ersten linken Ministerpräsidenten in Deutschland wählen und damit Reformen ermöglichen oder will sie die Abkehr von der CDU-Allmachtspolitik blockieren."
In Thüringen sei es nach 19 Jahren CDU-Politik "organisiert über Posten und Pöstchen" schon ein "demokratischer Wert an sich", wenn "dieser Filz" wegkäme. Die Linke sei "zur Regierung mit der SPD bereit - als Seniorpartner und auch als Juniorpartner". Aber die stärkere Fraktion müsse den Ministerpräsidenten stellen, meinte Ramelow angesichts der Bedingung des dortigen SPD-Partei- und Fraktionschefs Christoph Matschie, eine Koalition könne es nur geben, wenn die SPD stärker als die Linke sei. "Wenn Herr Matschie sagt, den Ramelow wählen wir niemals, egal wie das Wahlergebnis ausfällt, dann bedeutet das: Ihm ist es lieber, Juniorpartner im System Althaus zu sein, als Juniorpartner bei der Linken", so Ramelow. "Da bin ich gespannt, was seine Wähler dazu sagen würden. Ich empfehle den Blick nach Hessen. Frau Ypsilanti steht womöglich vor einem Scherbenhaufen. Sie kann Koch nicht abwählen. Sie bringt keine eigene Mehrheit zustande. Aber sie ist auch zu feige, selbst in der ersten konstituierenden Sitzung zu kandidieren."
Beruhigende Worte richtete Ramelow an Matschie und andere Kritiker für den Fall, dass einer von der Linkspartei erster demokratisch gewählter Ministerpräsident im Nachkriegsdeutschland werden könne: "Manche tun so, falls ich in Thüringen zum Ministerpräsidenten gewählt würde, als stünden dann in Erfurt die russischen Panzerwagen vor den Toren." Ihm sei sogar gerichtlich attestiert worden, kein Verfassungsfeind zu sein. "Ich weiß nicht, nach welchen Kriterien man bei Joschka Fischer feststellen will, wie seine Vergangenheit zu bewerten ist. Ich war jedenfalls nie in einer Putzertruppe und ich habe mich gegen alle Steinewerfer in meinem Leben zur Wehr gesetzt. Für mich ist Gewalt kein Thema", sagte Ramelow.
Unter Hinweis auf frühere bundespolitische Politiker wie Otto Graf Lambsdorff (FDP), Helmut Kohl (CDU) oder Fritz Zimmermann (CSU) ergänzte der Linkspolitiker: "Ich habe auch keine Meineidsverhandlungen am Hals gehabt, musste mich nie Old Schwurhand nennen lassen und habe nie mein Gewissen vorgeschickt, um mich nicht an Recht und Gesetz halten zu müssen."
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
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