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LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Polen-Russland

Geschrieben am 08-02-2008

Leipzig (ots) - Von Andreas FriedrichBremsklotz gelöst Nach sechs
Jahren spricht ein polnischer Regierungschef wieder in Moskau vor.
Noch bevor er in die USA fliegt. Allein schon diese Geste hat die
Kraft, Eisschollen zu knacken. Und löst tatsächlich erste Blockaden
wie das russische Importverbot für polnisches Fleisch. Doch man
sollte nicht zu viel erhoffen von den Gesprächen Donald Tusks mit
Wladimir Putin. Ihr Treffen ist ein Funke im eisigen Ostwind. Nicht
mehr, aber auch nicht weniger.
Die Jahre der Eiszeit zwischen beiden Staaten haben wieder einmal
gezeigt, wie abhängig Weltpolitik von den Akteuren sein kann. Die
erzkonservative polnische Doppelspitze aus Lech und Jaroslaw
Kaczynski wollte partout kein Gespräch mit Moskau führen. Donald Tusk
sieht keinen Grund, nicht zu Putin zu reisen. Dabei haben sich die
Standpunkte beider Staaten nur wenig geändert. Das ist der Moment, wo
Umgangsformen wichtig werden. Auch wenn der Streit bleibt, kann man
wenigstens versuchen, auf konträre Positionen vernünftig einzugehen.
Russland wurde unter Putin zu einem auch nach außen selbstbewussten
Staat. Der Kreml sieht in Polen einen Handlanger der USA, einen Teil
des Westens, der seine militärische Grenze und seine Stützpunkte gen
Osten verschiebt. Auch ein Raketenradar der USA auf polnischem Boden
beunruhigt Russland. Nicht von ungefähr kam gestern - zeitlich zum
Treffen mit Tusk und zur Münchner Sicherheitskonferenz - Putins
Warnung vor einem neuen Rüstungswettlauf. Längst zählt Russland
wieder wie zu Zeiten des Kalten Krieges, wo wieviele Soldaten welchen
Lagers stationiert sind. Der Präsident kultiviert das Lagerdenken mit
scharfer Rhetorik. Der weltpolitische Alltag mit seinen Streitpunkten
Kosovo, Iran, US-Raketenschild, KSE-Vertrag zeigt, dass sich Westen
und Osten tatsächlich gegenüberstehen. Zumindest mit gegensätzlichen
Ansichten.
Polen sah sich wegen der Ostsee-Pipeline energiepolitisch isoliert,
schaltete deswegen auf stur und wollte Russland zudem eine Debatte
über Kriegsverbrechen der Sowjetarmee abtrotzen. Seine alten Ängste
und neuen Ressentiments gegenüber dem Riesen im Osten trug Warschau
zu Lasten der EU aus, deren Beziehungen zu Russland dadurch lahm
gelegt waren. Die Putin-Riege lachte sich derweil ins Fäustchen über
das gespaltene Europa.
Nun lösen die Polen noch lange keinen politischen Klimawandel aus,
nur weil sie mit den Russen reden. Doch Tusks Reise ist eine erste
Etappe auf einem langen Weg. Polens Regierungschef löst einen
Bremsklotz. Die wirtschaftliche Abgrenzung beider Länder hat ein
Ende. Zudem können die EU und Russland endlich ein neues Abkommen
aushandeln, was durch Polens Veto blockiert war. Sollte in den USA
ein Demokrat ins Weiße Haus einziehen, verschwinden die
Raketenabwehrpläne wohl wieder in den Schubladen. Dann normalisiert
sich auch das Verhältnis zwischen Russland und Nato. So hilft
mitunter die Zeit beim Problemelösen. Und die Moral von der
Geschicht' klingt wie eine Plattitüde: Das politische Klima verhält
sich wie das globale - es wandelt sich zyklisch. Und der Mensch hat
seinen Einfluss - im Guten wie im Schlechten.
@a.friedrich@lvz.de

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
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Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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