(Registrieren)

LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Spitzentreffen Merkel-Wirtschaftsverbände

Geschrieben am 29-02-2008

Leipzig (ots) - Nur größte Optimisten konnten vom Spitzentreffen
der Kanzlerin mit den Wirtschaftsverbänden konkrete Ergebnisse
erwarten. Die Forderungen nach weiteren Steuerentlastungen aus den
Reihen der Wirtschaft an die Koalition sind zwar verständlich, ihre
Chance auf Umsetzung aber gleich null. Das war schon vorher klar.
Schließlich lassen Angela Merkel und ihr oberster Kassenwart Peer
Steinbrück keine Gelegenheit aus, um ihr wichtigstes politisches Ziel
zu verkünden - den ausgeglichenen Haushalt bis 2011. Im Interesse des
finanziellen Spielraums kommender Generationen macht dieses Vorhaben
Sinn. Für weitere Steuergeschenke bleibt da kaum Spielraum. Diese
bittere Pille muss die Wirtschaft schlucken.
Mit der Unternehmenssteuerreform und der Senkung der Lohnzusatzkosten
- wie seit Januar 2008 beim Beitrag zur Arbeitslosenversicherung -
ist die Koalition zumindest auf dem richtigen Weg. Mit diesen
politischen Zugeständnissen und einer guten Konjunktur im Rücken hat
die deutsche Wirtschaft eine kräftige Erfolgsstory hingelegt. Die
Untergangsszenarien, die als Folge der Globalisierung schon
heraufbeschworen wurden, sind nicht eingetreten. Im Gegenteil, die
Zahlen am Arbeitsmarkt sprechen eine deutliche Sprache. Auch wenn vor
allem in Ostdeutschland für Geringqualifizierte noch immer eine
dramatische Angebotslücke klafft.
Es sind vor allem mittelständische Firmen, die für die Wende auf dem
Arbeitsmarkt gesorgt haben. Auf der anderen Seite stehen gerade in
diesen Tagen die Großkonzerne am Pranger. Siemens, BMW, Henkel,
Continental, Telekom - der Abbau tausender Jobs ist angekündigt. Für
viele eine Horror-Vision. Jetzt die Dax-Firmen aber ohne
Unterscheidung öffentlich an den Pranger zu stellen, wäre die falsche
Schlussfolgerung. Um langfristig an den Märkten zu bestehen, sind
eben auch unternehmerische Entscheidungen wie Stellen-Abbau nicht zu
umgehen. Die Konsequenzen sind im Einzelfall für Betroffene natürlich
immer bitter, für die Firma und den Großteil der Belegschaft bedeuten
sie aber oft in der Perspektive die Sicherung der Existenz.
So sehr sich die Wirtschaft aktuell auch Unterstützung aus der
Politik erhofft, die Debatte um die Vorbildfunktion von Top-Managern
drängt sie moralisch in die Defensive. Auch wenn der offensichtliche
Steuerbetrug von Ex-Post-Chef Zumwinkel möglicherweise nur ein
Einzelfall ist, damit steht aktuell eine ganze Branche unter
Generalverdacht der Raffgier und der Habsucht. Und das ist
gleichzeitig das Gefährliche an dieser Diskussion, denn in der
überwiegenden Mehrheit leisten Deutschlands Manager eine gute Arbeit.
Der wirtschaftliche Aufschwung wäre ohne sie genau so wenig denkbar
wie ohne das Engagement und die Flexibilität der Arbeitnehmer.
Deshalb war es wichtig, dass beim Spitzengespräch mit der Kanzlerin
alle vier Verbände sich ausdrücklich von den schwarzen Steuer-Schafen
der Branche distanziert haben. Zumindest da lagen sie auf einer
Wellenlänge mit Angela Merkel. Mehr Gemeinsamkeiten mit der Koalition
sind nicht drin. So lange die SPD dem Ruf der Linken folgt und sich
gegen alle ökonomische Vernunft für Mindestlöhne in weiteren Branchen
stark macht, wird das Verhältnis zwischen Wirtschaft und Regierung
kompliziert bleiben.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

122944

weitere Artikel:
  • WAZ: Das Elterngeld wirkt - Die neue deutsche Vaterwelle - Leitartikel von Jürgen Polzin Essen (ots) - Es gab vor langer Zeit eine Fernsehwerbung. Im Bett liegt ein Kind und schläft, im Hintergrund öffnet sich die Tür, eine besorgte Mutter schaut herein und sagt mit einem tiefen Seufzer: "Es wirkt." Wäre der Spot nicht alt und ginge es nicht um ein Erkältungsmittel, dann könnte man vermuten, das Familienministerium habe ihn jüngst erfunden. Denn das Filmchen wäre die beste Eigenwerbung für Ursula von der Leyens Elterngeld. Man müsste nur die besorgte Mama durch einen ebenso besorgten Papa austauschen. Immer mehr deutsche mehr...

  • Allg. Zeitung Mainz: Kommentar zu Geldstrafen Mainz (ots) - Die Debatte um drastisch höhere Geldstrafen für Steuerhinterzieher kommt der SPD gelegen: Nach der Liechtenstein-Affäre kocht die Volksseele, weil offenkundig wird, was Bestverdiener am Fiskus vorbeischleusen. Zwar kann es nicht darum gehen, mit Strafgesetzen die Wut des Normalsteuerzahlers auf "die da oben" zu besänftigen; allerdings muss sich der Staat darum bemühen, für Gerechtigkeit zu sorgen. Die besteht auch darin, dass jemand, der im Jahr viele Millionen verdient und ein paar davon nach Liechtenstein schafft, spürbar mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Obama und der deutsche Einsatz in Afghanistan Halle (ots) - Obamas Forderung, dass die Europäer die Amerikaner im Süden Afghanistans entlasten sollen, zeigt schon, was Deutschen und anderen bevorsteht: Nach Bush wird es viel schwieriger, amerikanische Forderungen nach einem stärkeren Engagement an internationalen Krisen-Schauplätzen zurückzuweisen. Deutsche Diplomaten machen keinen Hehl daraus, dass George Bushs beispiellose Unbeliebtheit in Europa bislang manches leichter machte. Das eigene Publikum erwartete gar nichts anderes, als dass man Bush möglichst oft abblitzen ließ. Eines mehr...

  • Rheinische Post: Kurt Beck und die rote Sonne Düsseldorf (ots) - von Reinhold Michels Wer so darniederliegt wie Kurt Beck, auf den soll man nicht noch eindreschen. Der Anstand gebietet es, dem ernstlich erkrankten SPD-Vorsitzenden baldige Genesung zu wünschen, danach dann aber die Einsicht, seiner Partei in Hamburg geschadet und das Ansehen von Politikern weiter ramponiert zu haben. Beides reichte nach herkömmlichen Gepflogenheiten für einen Rücktritt. Der Einwand, dass es der personell ausgedünnten SPD an geeigneten Führungskräften mangele, trägt nicht. Es gibt immer eine Alternative, mehr...

  • Rheinische Post: Obamas Klartext Düsseldorf (ots) - von Godehard Uhlemann Der nächste US-Präsident wird für die Europäer mit Sicherheit unbequemer, als es George W. Bush jemals war. Mit Bush musste man nicht übereinstimmen, man konnte seine militärischen Alleingänge als falsch und überzogen kritisieren. Bush fuhr einen äußerst robusten Kurs als Antwort auf die Anschläge des 11. September 2001, die die USA ins Mark getroffen hatten. Den Krieg gegen den globalen Terror führte der Präsident zur Not allein. Wenn jemand an entscheidender Stelle wie die Briten mitzogen, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht