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Allg. Zeitung Mainz: Kommentar zu Bundeswehr

Geschrieben am 10-03-2008

Mainz (ots) - Es wird höchste Zeit, dass sich die Politik in
diesem Land ernsthaft Gedanken über die künftigen Aufgaben der
Bundeswehr macht. Seit dem Niedergang des Ostblocks haben sich die
Anforderungen an die Truppe dramatisch geändert, doch bislang hat
sich das weder ausreichend in der Struktur, noch in der Ausbildung
und schon gar nicht in der Ausrüstung niedergeschlagen. Drei Wochen
vor dem Natogipfel in Bukarest diskutieren Kommandeure und Politiker
darüber, und selbstverständlich kommt es zum Disput. Gut so, denn
ohne Streit wird sich nichts verändern. Dass die Kanzlerin fordert,
die Nato müsse sich vom "rein militärischen" Bündnis wegbewegen,
zeigt indes, dass Angela Merkels Kenntnisse in Geschichte offenbar
Lücken haben. Denn die Nato war und ist als ein politisches Bündnis
sozusagen mit einer angeschlossenen Militärabteilung konzipiert. Dass
sich die politischen Inhalte verändert haben, sei gern zugegeben. Das
ändert aber nichts am grundlegenden Selbstverständnis. Statt die
Russen mit möglichst vielen Panzern, Soldaten und Raketen von der
Eroberung Westeuropas abzuschrecken, sehen sich die Mitgliedsstaaten
heute in der Pflicht, der Ausbreitung des islamistischen Terrors
Einhalt zu gebieten. Dazu bedarf es zunächst und vor allem eines
klaren politischen Mandats. Ohne diese Plattform geht kein Soldat in
einen Auslandseinsatz und vor Ort tut er nichts, was die Politik ihm
nicht vorher aufgetragen hat. Merkels Forderung nach einer stärkeren
Vernetzung von Militäreinsaztz und ziviler Hilfe wurde und wird
übrigens von den eingesetzten Kräften von Kambodscha und Somalia über
den Balkan bis nach Afghanistan nach bestem Wissen längst täglich
praktiziert, oft genug weit über das hinaus, was ihnen von zu Hause
bislang mitgegeben wurde. Die Truppe braucht also keine
Kanzler-Ermahnungen, sondern endlich genug Geld, um so umgestaltet,
ausgebildet und ausgerüstet zu werden, dass sie den neuen,
selbstverständlich politisch definierten Anforderungen auch gerecht
werden kann. Die Kommandeure sollten in Berlin also kein Blatt vor
den Mund nehmen, auch, damit die Kanzlerin auf das vorbereitet ist,
was ihr unter Umständen in Bukarest bevorsteht.

Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65597
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_65597.rss2

Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Helga Boschitz
Telefon: +49-(0)6131/48-5987
Fax: +49-(0)6131/48-5868
crossmedia@vrm.de


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