Deutsche Umwelthilfe fordert Neuausrichtung der Klimaschutzpolitik im Verkehrsbereich als Folge der gescheiterten Biokraftstoff-Novelle
Geschrieben am 04-04-2008 |
Berlin (ots) - Die deutsche Klimaschutzpolitik steht vor dem Scheitern, wenn nicht anstelle der Biokraftstoff-Beimischung ehrgeizige und kurzfristig wirksame Maßnahmen im Verkehrsbereich ergriffen werden - Umweltminister Gabriel bestätigt, bei der Biokraftstoff-Beimischung ging es nicht um ein umweltpolitisches Ziel, sondern darum, der Autoindustrie zu helfen, ihr Klimaschutzziel kostengünstiger zu erreichen - DUH-Bundesgeschäftsführer Resch fordert Strafsteuer für Spritschlucker, Werbeverbot für Pkw mit hohen CO2-Emissionen und ein generelles Tempolimit ab 2009
04. April 2008: Mit dem heutigen Eingeständnis von Sigmar Gabriel, bei der gescheiterten Biokraftstoff-Beimischungsregelung gehe es nicht um ein umweltpolitisches Ziel, sondern darum, der Autoindustrie zu helfen, ihr Klimaschutzziel kostengünstiger zu erreichen bestätigt der Bundesumweltminister die Kritik der Deutschen Umwelthilfe e. V. (DUH) an der Lobbyistentätigkeit von Vertretern der Bundesregierung für die deutsche Automobilindustrie. Angesichts von 3,7 Mio. Altfahrzeugen wird es nach Überzeugung der DUH auf Jahre hinaus keine Anhebung der Biokraftstoff-Beimischung über den derzeitigen Stand von ca. 5% hinaus geben. Der Grundfehler der bisherigen Verkehrspolitik war es nach Überzeugung der DUH, den Herstellern die Möglichkeit zu geben, einen Teil der Klimaschutzziele über fragwürdige Verrechnungen mit erhöhten Biokraftstoffanteilen zu erzielen. Diese Strategie ist gescheitert.
Die DUH fordert die Bundesregierung auf, das Biokraftstoff-Debakel für eine Neuausrichtung der Klimaschutzpolitik im Verkehrbereich zu nutzen und unverzüglich wirksame Klimaschutzmaßnahmen im Straßenverkehr zu ergreifen. Dabei könne sich Deutschland an Maßnahmen anderer EU-Staaten orientieren. In Portugal wird für die Zulassung von Pkw mit hohen CO2-Emissionen eine Strafsteuer von bis zu 10.000 EUR fällig. Auch Belgien und Frankreich fördern den Verkauf besonders sparsamer Neuwagen mit niedrigen CO2-Emissionen durch direkte Zuschüsse bzw. Steuernachlässe und verlangen für die Zulassung von Pkw mit hohen Klimagas-Emissionen eine Strafsteuer von mehreren tausend Euro. Selbst in Großbritannien werden Klimakiller mit hohen Strafsteuern bzw. nach Kraftstoffverbrauch gestaffelten Mautsätzen (London) bestraft.
"Wir fordern das Ende einer sogenannten 'ökologischen Industriepolitik', deren wahres Ziel es ist, nur der deutschen Automobilindustrie dabei zu helfen, mit dem Segen der Bundesregierung weiterhin zu schwere und zu spritdurstige Fahrzeuge zu bauen. Insofern begrüßt die DUH das heutige Eingeständnis des Bundesumweltministers, bei der Biokraftstoff-Beimischung handele es sich nicht um ein umweltpolitisches Ziel, sondern darum, der Autoindustrie zu helfen, ihr Klimaschutzziel kostengünstiger zu erreichen", sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Die DUH fordert die Bundesregierung auf, als Konsequenz aus dem Biokraftstoff-Debakel ihre "Bremserrolle bei der Einführung ehrgeiziger CO2-Grenzwerte unverzüglich aufzugeben und mit einem kurzfristig wirksamen Maßnahmenpaket die überfällige Umsteuerung in der deutschen Automobilindustrie einzuleiten. Hier muss die Bundeskanzlerin ihre Richtlinienkompetenz ausüben".
Die von der Biokraftstoff-Beimischung erhoffte Reduktion von CO2-Emissionen muss nun durch andere Maßnahmen im Verkehrsbereich erbracht werden. Nachfolgende Maßnahmen hält die DUH zum 1. Januar 2009 für umsetzbar:
- Beendigung der weltweit einmaligen steuerlichen Subventionierung von Firmenwagen mit hohen CO2-Emissionen
- Einführung einer Klimaschutzabgabe für die Zulassung von Pkw mit besonders hohen CO2-Emissionen (>210 g CO2/km)
- Einführung eines generellen Tempolimits ab 2009
- Werbeverbot für alle Neuwagen, die den für 2008 verbindlichen EU-Wert von 140g CO2/km um mehr als 50% übersteigen
Originaltext: Deutsche Umwelthilfe e.V. Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/22521 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_22521.rss2
Pressekontakt: Für Rückfragen: Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer, Hackescher Markt 4, 10178 Berlin; Mobil: 0171 3649170, Fax: 030 2400867-19, E-Mail: resch@duh.de
Dr. Gerd Rosenkranz, Leiter Politik, Hackescher Markt 4, 10178 Berlin; Tel.: 030 24008670, Mobil: 0171 5660577, Fax: 0302400867-19, E-Mail: rosenkranz@duh.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
129186
weitere Artikel:
- Eine gerechte Rente braucht alle Bürger / Sockelrente der katholischen Verbände vermeidet Altersarmut Köln (ots) - Eine erstaunliche Wendung stellt das Kolpingwerk Deutschland in der Diskussion um die außerplanmäßige Rentenerhöhung in den Jahren 2008 und 2009 fest. Nicht nur von Jüngeren, die das Prinzip der Generationengerechtigkeit verletzt sehen, erfährt die Entscheidung des Bundesarbeitsministers Kritik. Auch viele der begünstigten Rentnerinnen und Rentner bewerten die Maßnahme als unzureichend, da die einprozentige Erhöhung die langfristige Rentenniveausenkung nicht wettmachen könne. "Das verdeutlicht einmal mehr die ungleich größeren mehr...
- Dött: Biomasse als Option für den Klimaschutz jetzt nicht voreilig abschreiben Berlin (ots) - Anlässlich der aktuellen Entwicklungen bei Biokraftstoffen erklärt die umweltpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Marie-Luise Dött MdB: Es ist richtig, dass Minister Gabriel heute die 10. Bundes-Immissionschutzverordnung zurückgezogen und damit die unerträgliche Hängepartie der vergangenen Wochen um die Erhöhung der Beimischungsquote für Bioethanol beendet hat. Der Rückzieher bei der geplanten E10-Beimischung ändert allerdings nichts an unseren Klimazielen. Hier stehen wir im Wort und in der Pflicht. mehr...
- Ulrich Maurer: Steinbrück hat die IKB-Pleite mitverschuldet Berlin (ots) - "Peer Steinbrücks Bemühen, sich in Sachen IKB einen Persilschein auszustellen, ist eine dumm-dreiste Irreführung der Öffentlichkeit", kritisiert Ulrich Maurer Aussagen des Ministers, der Vertreter der Bundesregierung im IKB-Aufsichtsrat, Jörg Asmussen, habe mangels Informationen des Vorstands nichts gewusst. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Fraktion DIE LINKE weiter: "Die Bundesregierung hat die staatseigene KfW als zentralen Hebel eingesetzt, um den Handel mit Krediten über Verbriefungen zu powern. Es spricht mehr...
- NABU: Nach Scheitern von Biosprit-Plänen Bioenergiepolitik neu ausrichten Berlin (ots) - Anlässlich des Stopps der geplanten Biospritverordnung und der zunehmenden Kritik an Agrarkraftstoffen hat der NABU die Bundesregierung aufgefordert, die Bioenergiepolitik in Deutschland neu auszurichten. NABU-Präsident Olaf Tschimpke forderte Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, eine Runden Tisch zur Biomassenutzung unter ihrer Federführung und Beteiligung des Agrar-, Umwelt- und Verkehrsministeriums sowie den betroffenen Verbänden einzuberufen. "Es geht nicht an, dass alle Bundesressorts beim wichtigen Thema Biomasse mehr...
- Aus für Biosprit-Verordnung / DRV-Präsident Nüssel fordert differenzierte Bewertung Berlin (ots) - Nachdem Bundesminister Siegmar Gabriel heute das "endgültige Aus" für die als Biosprit-Verordnung titulierte Änderungsverordnung zur Kraftstoffqualitätsverordnung verkündet hat, kritisiert DRV-Präsident Manfred Nüssel die unzureichende Informationspolitik des Umweltministers. Nüssel weist darauf hin, dass die Diskussion ausschließlich die vermehrte Zumischung von Bioethanol zu Ottokraftstoffen betrifft, während die Beimischung von Biodiesel zu mineralischem Dieselkraftstoff - dem sogenannten B7 - von allen Experten mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|