Westdeutsche Zeitung: Helmut Schmidt wirft Westen falsche China-Wahrnehmung vor
Geschrieben am 11-04-2008 |
Düsseldorf (ots) - Der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) hat in einem Interview mit der "Westdeutschen Zeitung" (WZ) in Düsseldorf davor gewarnt, China an den Maßstäben westlicher Erwartungen zu messen. Für eine Demokratisierung nach amerikanischem oder westeuropäischem Muster spreche nicht viel, sagte Schmidt der WZ (Freitagsausgabe).
Nach vielen Gesprächen, die der heutige Mitherausgeber der "Zeit" mit Intellektuellen in China geführt hatte, zeigte er sich überzeugt, dass die "von uns so gepriesene Demokratie" in den Augen der Intellektuellen "nicht so wichtig ist wie das materielle Wohlergehen von Dreizehnhundertmillionen Chinesen". Schmidt fügte hinzu: Das sei "allgemeine Meinung" in China. Chinesische Intellektuelle setzten eher auf eine "Renaissance der konfuzianischen Tradition". Am liebsten sei ihnen "eine Ehe zwischen Konfuzianismus und Demokratie".
Ohne zu den Unruhen in Tibet direkt Stellung zu nehmen, warnte Schmidt generell davor, sich in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten einzumischen. "Die Nichteinmischung ist ein Begriff aus dem Völkerrecht", sagte Schmidt in dem Interview, das die "Westdeutsche Zeitung" auf insgesamt zwei Zeitungsseiten im Wortlaut dokumentiert.
Schmidt kritisierte auch ganz allgemein die einseitige Berichterstattung vor allem amerikanischer Medien über China. Die Ursache dafür ist ihm zufolge "eine tief sitzende doppelte Abneigung - einmal gegen kommunistische Regime und außerdem gegen ein Land wie China, das als unheimlich empfunden wird".
Ohne die blutige Niederschlag der Studentenproteste 1989 auf dem Platz des Himmlischen Friedens zu billigen, äußerte der Altkanzler dennoch Verständnis für die Reaktion der damaligen Regierung in Peking. Viele Faktoren seien "in den westlichen Medien weder richtig dargestellt noch von ihnen verstanden worden", sagte Schmidt. Er erinnerte in dem Zusammenhang an die auch nicht immer friedliche Studentenbewegung 1968 in Deutschland und Frankreich. "Diese im Westen mit staatlicher Gewalt gebrochene Gewaltbereitschaft darf nicht unterschlagen werden, wenn man über die Tragödie in China redet", sagte Schmidt mit Blick auf 1989.
Das gesamte Interview auf: www.wz-newsline.de
Originaltext: Westdeutsche Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2
Pressekontakt: Rückfragen bitte an: Westdeutsche Zeitung Dr. Alexander Marinos Ressortleiter Nachrichten/Politik Telefon: 0211/ 8382-2358 redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
130411
weitere Artikel:
- LVZ: CSU-Chef Huber mahnt bei SPD bis 28. April stimmiges Reformkonzept für die Bahn an / Steinbrück schadet dem gemeinsamen Koalitionsziel Leipzig (ots) - Der CSU-Vorsitzende und bayerische Ministerpräsident Erwin Huber hat die SPD aufgefordert, bis zum 28. April ein entscheidungsfähiges stimmiges Reformkonzept für eine moderne Bahn vorzulegen. An dem Tag tritt der Koalitionsausschuss in Berlin zusammen. Zugleich warf Huber in einem Interview mit der "Leipziger Volkszeitung" (Freitag-Ausgabe) dem Bundesfinanzminister vor, mit seinem Vorgehen im aktuellen Haushaltsstreit den politischen Zielen der Koalition zu schaden. "Ein Finanzminister muss dafür sorgen, dass miteinander mehr...
- Ronald Pofalla und Dirk Niebel am Montag bei "Was erlauben Strunz" / N24-Talk mit Claus Strunz am Montag, den 14.04.08, 23:30 Uhr Berlin (ots) - Wer gewinnt den Kampf um die Mitte? Während sich die SPD mit der Linkspartei plagt, versuchen Union und FDP in der Mitte der Gesellschaft zu punkten. Vom Mindestlohn bis zur Rente - wer hat die besseren Ideen? N24-Moderator und "Bild am Sonntag"-Chefredakteur Claus Strunz fragt nach. Bei Ronald Pofalla, Generalsekretär der CDU und Dirk Niebel, Generalsekretär der FDP. Am Montag um 23:30 Uhr bei "Was erlauben Strunz". "Was erlauben Strunz" - immer montags um 23:30 Uhr auf N24. Die komplette Sendung im Internet auf mehr...
- Zivilrechtlicher Auskunftsanspruch wird Musikindustrie nichts nützen Köln/Ahaus (ots) - Heute entscheidet der Deutsche Bundestag über eine Änderung des Urheberrechtsgesetzes. Konkret geht es um die Deckelung von Abmahngebühren und einen zivilrechtlichen Auskunftsanspruch bei Urheberrechtsverletzungen. "In der Praxis wird das neue Gesetz keine Auswirkungen haben", stellt der Kölner Rechtsanwalt Christian Solmecke fest. "Auskunft müssen Provider erst nach einem richterlichen Beschluss erteilen. Und der wird nur erlassen, wenn Urheberrechtsverletzungen im gewerblichen Ausmaß stattgefunden haben. Gerade das mehr...
- Singhammer: Ehegattensplitting geht OECD nichts an Berlin (ots) - Anlässlich des OECD-Berichts der Deutschland auffordert, das Ehegattensplitting und das versprochene Betreuungsgeld zu streichen, erklärt der familienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Johannes Singhammer MdB: Die Kritik der OECD an der Familienpolitik der Union ist grundfalsch und arrogant. Das Betreuungsgeld ist im Gesetz vorgesehen und dabei bleibt es auch. Damit schaffen und gewährleisten wir die Freiheit für Mütter und Väter, selbst zu entscheiden, ob sie ihre Kinder zu Hause betreuen oder mehr...
- CSU-Landesgruppe / Koschyk: In Linksbündnissen gibt die Linke den Ton an Berlin (ots) - Zum ersten von Linken, SPD und Grünen gemeinsam durchgesetzten Beschluss des Landtages von Hessen erklärt der Parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag, Hartmut Koschyk: Seit der hessischen Landtagswahl liebäugelt die Landes- und Fraktionsvorsitzende der hessischen SPD mit einem Linksbündnis. Mit ihrem Vorhaben, sich von SPD, Grünen und Linken gemeinsam zur Ministerpräsidentin wählen zu lassen, ist Frau Ypsilanti nur gescheitert, weil nicht alle SPD-Landtagsabgeordneten bereit waren, mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|