WAZ: Die Arroganz der Macht - Kommentar von Lutz Heuken
Geschrieben am 16-04-2008 |
Essen (ots) - Es ist richtig, dass sich Firmen auch mit dem Einsatz von Kameras gegen Ladendiebstahl wehren. Denn massenhafter "Schwund" schmälert in erster Linie nicht den Gewinn der Unternehmen. Letztlich müssen nämlich alle ehrlichen Kunden den Schaden bezahlen: Der Wert der gestohlenen Ware ist längst in den Preis eingerechnet.
Was aber schockiert, ist der Umgang namhafter Handelsfirmen mit ihren Mitarbeitern. Es ist wenig glaubhaft, dass das massenhafte Ausspionieren von Angestellten allein auf die Initiative einiger wild gewordener Detektive zurückgeht. Es wurde ganz offensichtlich von oben - wenn nicht angeordnet -, so doch zumindest geduldet.
Wer hat Liebeskummer? Wer hat arbeitslose Verwandte? Was geht das den Arbeitgeber an? Es ist schon die Arroganz der Macht, die solche Schnüffelmethoden gebiert. Denn nicht zufällig trifft es schwache Arbeitnehmerschaften. Im Handel sind Betriebsräte traditionell Mangelware. Die Ausspionierten - unter ihnen viele Frauen - können sich kaum wehren.
Wer nun fordert, einige Konzernchefs sollten sich ob der Stasi-Methoden schämen, wird wohl als Moralist verhöhnt.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
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