(Registrieren)

LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Börsen-Fusionen

Geschrieben am 23-05-2006

Leipzig (ots) - Für Reto Francioni geht es um die Wurst. Entweder
schafft er es bald, die Deutsche Börse international aufzustellen.
Oder aber der Schweizer rutscht mitsamt des im Dax 30 gelisteten
Unternehmens in die Zweitklassigkeit ab - und zieht den Finanzplatz
Frankfurt auch gleich ganz nebenbei noch mit in die Tiefe. Gut ein
Jahr nach der gescheiterten Übernahme der Londoner LSE durch
Francionis Vorgänger Werner Seifert steckt der Schweizer nun in einer
ähnlich schwierigen Situation. Im Wettbewerb zählt nämlich nur, wer
zum Schluss gewinnt. Und damit steht und fällt in der Regel meistens
auch die Zukunft eines Vorstandsvorsitzenden.

Im Fusionspoker um Euronext geht es sogar noch um mehr. Weil
Francioni im Fall einer Niederlage kaum Alternativen bleiben. Schon
der Zusammenschluss mit der Vier-Länder-Börse, die übrigens
unabhängig vom Bieterwettstreit gleichzeitig selbst eine Fusion mit
Mailand anstrebt, ist aus deutscher Sicht nur die zweite Wahl
gewesen. Börsenplätze wie Madrid, Zürich oder Moskau sind im
internationalen Vergleich eher unbedeutend. Würde Frankfurt als letze
Option eine Übernahme mit einem Handelsplatz aus dieser dritten Liga
anstreben, brächte das die Deutsche Börse keinen wesentlichen Schritt
nach vorn. Zwei Blinde machen noch keinen Sehenden.

Aber egal wie sich die Aktionäre entscheiden werden, das Tauziehen
um Euronext hat noch eine übergeordnete, eine europäische Dimension.
Denn in einem gemeinsamen Binnenmarkt ist es geradezu absurd, dass
der französische Finanzminister Thierry Breton das Angebot der
Deutschen Börse torpediert und dafür auch noch Rückendeckung von der
EU-Kommission in Brüssel erhält. Obwohl Paris im Fall der Übernahme
zu einem besseren Ableger im Wertpapierhandel verkommen würde,
scheinen die Franzosen den US-Deal zu präferieren. Das ist schon mehr
als grotesk, ja es zeigt, dass es mit den europäischen Idealen seit
dem Schumanplan vom 9. Mai 1950 wenig Fortschritte gegeben hat. Auch
2006 gibt es keine europäische Wirtschafts- und Finanzpolitik aus
einem Guss, sondern Europa setzt sich nach wie vor aus den kleinsten
gemeinsamen Nennern nationalstaatlichen Handelns zusammen. Der
europäische Gedanke wird dabei zur Marginalie, weil für weite Teile
der französischen Elite Frankfurt als Sitz des größten
Börsenbetreibers unakzeptabel ist.

Für Deutschland ist das bitter, für Europa noch bitterer. In der
Bundesrepublik wird ein weiterer Bedeutungsverlust des Finanzplatzes
Frankfurt Jobs kosten. Zumal auch die großen deutschen
Kreditinstitute international ohnehin an Bedeutung verloren haben.
Institutionelle Anleger werden dem Bankenzentrum am Main den Rücken
kehren.

Aber auch der europäische Finanzplatz wäre durch die Nyse-Lösung
nachhaltig geschwächt. Schon heute geben New York und Tokio den Ton
an. Mit der Übernahme von Euronext und der Beteiligung der Nasdaq an
der LSE würden sich die Kräfteverhältnisse nochmals verschieben -
zugunsten der Amerikaner, allerdings wohl kaum im Sinne der Grande
Nation.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Rückfragen bitte an:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/2181 1558


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

13951

weitere Artikel:
  • Boersen-Zeitung: Wachstumsmarkt Gesundheit, Kommentar zur Kostensteigerung im Gesundheitswesen von Stephan Lorz Frankfurt (ots) - Neue Berechnungen der OECD zur Entwicklung der Gesundheitsausgaben setzen die Reformpolitiker in der großen Koalition stark unter Druck: Machen die Gesundheitsausgaben in Deutschland derzeit noch 7,8% des Bruttoinlandsprodukts aus, werden es im Jahr 2050 bis zu 11,4% sein. Das entspräche etwa einer Steigerung der Krankenkassenbeiträge von 15 auf über 22%. Um den Teufelskreis aus höheren Beiträgen, steigenden Arbeitskosten, neuen Entlassungen und abermals höheren Beiträgen endlich zu durchbrechen, spricht also alles mehr...

  • Genmab beginnt HuMax-CD20-CLL-Leitstudie Kopenhagen, Dänemark (ots/PRNewswire) - Genmab A/S (CSE: GEN) gab heute den Beginn einer Leitstudie der Phase III mit HuMax-CD20(TM) (Ofatumumab) zur Behandlung von Patienten mit refraktärer B-Zell-CCL (chronische lymphatische Leukämie) bekannt. HuMax-CD20 erhielt von der US-amerikanischen FDA im Dezember 2004 für diese Indikation den Fast-Track-Status. An der Studie nehmen etwa 100 CCL-Patienten teil, bei denen die Behandlung mit Fludarabin und Alemtuzumab nicht angeschlagen hat oder bei den Fludarabin nicht angeschlagen hat und die mehr...

  • ACHTUNG SENDESPERRFRIST: Weitergabe und Freigabe erst ab Mittwoch, 24.05.2006, 08:00 Uhr / Importpreise April 2006: + 6,9% gegenüber April 2005 ACHTUNG SENDESPERRFRIST: Weitergabe und Freigabe erst ab , 24.05.2006, 08:00 Uhr Wiesbaden (ots) - Der Index der Einfuhrpreise lag nach Mitteilung des Statistischen Bundesamtes im April 2006 um 6,9% über dem Vorjahresstand. Dies war die höchste Veränderung zum Vorjahr seit November 2000 (+ 10,6%). Im März und im Februar 2006 hatte die Jahresveränderungsrate + 5,5% beziehungsweise + 6,4% betragen. Die Preiserhöhungen bei den Nicht-Eisen-Metallen und deren Halbzeug um 50,4% und die anhaltende Verteuerung der Energie (+ 37,3% gegenüber mehr...

  • Herceptin in Europa bei HER2-positivem Brustkrebs im Frühstadium zugelassen London (ots/PRNewswire) - - Lebensverlängerndes Medikament lässt Frauen mit aggressiver Form von Brustkrebs in ganz Europa wieder hoffen Roche gab heute bekannt, dass die Europäische Kommission Herceptin (Trastuzumab) für Patientinnen mit HER2-positivem Brustkrebs im Frühstadium im Anschluss an eine Operation und Standard-Chemotherapie zugelassen hat. HER2-positiver Brustkrebs, der etwa 20 bis 30 Prozent [i] aller Frauen mit Brustkrebs befällt, erfordert besondere und unmittelbare Aufmerksamkeit, da die Tumoren schnell wachsen und eine mehr...

  • Zahl der Verkehrsunfälle im März 2006 um 8% gestiegen Wiesbaden (ots) - Nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes wurden im März 2006 von der Polizei 192 400 Straßenverkehrsunfälle aufgenommen, 8% mehr als im März 2005. Die Zahl der Unfälle mit Personenschaden erhöhte sich um 2,4% auf 22 000; hierbei starben 348 Menschen, 4,5% mehr als im Vorjahresmonat. Weitere 29 200 Personen (+ 1,9%) wurden verletzt. Besonders stark gestiegen gegenüber März 2005 sind die Unfälle mit Sachschaden, nämlich um 8,8% auf 170 400. Dies dürfte nicht zuletzt auf die schlechte Witterung im März dieses mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht