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Westdeutsche Zeitung: Kurt Beck findet kein Rezept für die Stimmungswende - Das Standvermögen eines Getriebenen = Von Friedrich Roeingh

Geschrieben am 01-06-2008

Düsseldorf (ots) - Enttäuschung wäre der falsche Begriff. Kurt
Beck hat es beim Zukunftskongress seiner Partei zwar wieder einmal
nicht geschafft, die Stimmungswende für die SPD einzuleiten.
Enttäuschung darüber aber macht sich nicht breit. Schließlich hat
niemand von dem Treffen in Nürnberg ein Wunder erwartet.

Für den Befreiungsschlag fehlt dem SPD-Chef bekanntlich das
rhetorische Talent. Hier steht aber nicht nur ein schlechter
Verkäufer. Becks Rede hat auch keinen roten Faden. Die Zukunft
scheint die SPD allein mit ihrem neuen Abgabenkonzept gestalten zu
wollen. Beck bietet kein einziges weiteres Thema an, das dem Anspruch
des Kongresses gerecht würde. Seine Ankündigung, die SPD werde wieder
selbst die Furchen ziehen, bleibt eine hohle Phrase, nachdem die
Partei seit Monaten von den Umverteilungsversprechen der Linken und
den Steuersenkungsofferten der Union getrieben wird.

Kurt Beck aber findet nicht nur keine Botschaft, die die Bürger
bewegen könnte. Er verstolpert sich auch ein weiteres Mal mit seinen
machtstrategischen Entwürfen. Nach der unsäglichen Öffnung zur
Linkspartei, die der Zauberlehrling noch nicht wieder eingefangen
hat, dient die SPD der FDP nun eine Ampelkoalition an. Becks einzige
originelle Idee dazu ist, die sozialliberalen und rot-grünen
Erfolgsgeschichten vereinen zu wollen. Zu dumm nur, dass er zuvor
alles dafür getan hat, die Liberalen wieder in die Arme der Union zu
treiben. Den Lagerwahlkampf, den Beck mit seinen rot-roten
Machtspielen ausgelöst hat, lassen sich Union und FDP jedenfalls
nicht mehr nehmen.

Es ist Becks Schaukelpolitik, das Fehlen eines eigenen politischen
Kompasses, das den SPD-Parteivorsitzenden so untauglich für dieses
Amt macht. Sein provinzieller Habitus und sein Hang zur
Ungeschicklichkeit - die erfolgreiche Politiker auch zum
Markenzeichen umdeuten können - verdecken dies nur. Allein aus Mangel
an Alternativen hält die Partei an ihrem Vorsitzenden fest. Die SPD
braucht Gesine Schwan, um das geistige Vakuum auszufüllen. Und sie
wird einen Kanzlerkandidaten Steinmeier brauchen, um die Absage an
rot-rot-grüne Machtspiele glaubwürdig zu vertreten. Erst wenn die SPD
die Bundestagswahl verliert, wird sie Kurt Beck wie eine heiße
Kartoffel fallen lassen.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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