Allg. Zeitung Mainz: Folgerichtig (Kommentar zu Steinbrück)
Geschrieben am 14-07-2008 |
Mainz (ots) - Deutschland wird von einer Großen Koalition regiert, die vom Wähler eigentlich den glasklaren Auftrag hat, die großen Probleme, die diese Nation belasten, zu lösen, damit das Land für die Zukunft besser gewappnet ist. Doch die Sache ist längst zu einem Rennen um die besten Ausgangspositionen für die Bundestagswahlen 2009 verkommen. Allein der Finanzminister von der SPD und die Kanzlerin von der CDU versuchen noch, wenigstens die Staatsfinanzen auf Kurs zu bringen. Das ist löblich angesichts der vielen Begehrlichkeiten aus beiden Lagern als auch der zunehmenden Eingriffe der Justiz. Peer Steinbrücks unerbittlichem Ziel, wenigstens die Neuverschuldung bis 2011 auf Null zu bringen, legen sich immer neue Hindernisse in den Weg. Die vom Bundesverfassungsgericht eingeforderte bessere steuerliche Absetzbarkeit von Krankenkassenbeiträgen ist nur das vorerst letzte einer ganzen Reihe. Das wird den Fiskus runde sechs Milliarden kosten, eine Summe, die Steinbrück keinesfalls hinnehmen will. Nun ist der Mann ja nicht von ungefähr bei der SPD, auch wenn es bisweilen anders klingt. Ausgleichen sollen das also folgerichtig die so genannten Besserverdienenden, die Klientel also, die ohnehin nicht die SPD wählen würde. Spätestens jetzt ist auch Peer Steinbrück im Vorvorwahlkampf angekommen. Dass sein Vorstoß alles andere als seriös ist, stört ihn nicht, auch nicht, dass die Auflage der Richter eigentlich mehr Gerechtigkeit und Entlastung für alle einfordert. Eine Extrasteuer für Besserverdienende darf es da - eigentlich - nicht geben. Steinbrücks Vorstößen wird die Union jedoch nur dann wirksam Einhalt gebieten können, wenn sie Alternativen auf Lager hat. Wenn nicht, wird die Kanzlerin nicht Nein sagen können, denn die Sanierung der Staatsfinanzen ist erklärtermaßen auch das Pfund, mit dem sie 2009 wuchern will.
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