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Rheinische Post: Deutsche Hingabe Kommentar VON REINHOLD MICHELS

Geschrieben am 28-07-2008

Düsseldorf (ots) - Betrachtet man den deutschen Gemütszustand
zwischen Mäkelei über die nationale Politik sowie befremdlicher
Hingabe an den US-Völkerapostel Obama, kommen einem wirkliche Titanen
in den Sinn: Bismarck, Churchill, Adenauer. Bismarck ironisierte den
Hang seiner Landsleute zum Jammern beim Prosit der Gemütlichkeit: Sie
liebten es, beim Biere ihre Regierung zu kritisieren. Übertragen auf
2008 heißt das: Die Arbeit der Regierung kann sich sehen lassen;
dennoch bleibt die Lust am Verdruss. Adenauer misstraute dem
politischen Urteilsvermögen der Deutschen, hielt sie für schwankende
Gestalten, bereit, jederzeit über die Planken der Vernunft zu
springen. Entsetzt, aber nicht wirklich überrascht reagierte der
Kanzler 1963 auf die peinliche Berliner Kennedy-Trance: "Diese
gläubigen Augen." Es hat sich anscheinend nichts geändert: Bei
Merkel/Steinmeier fallen bestenfalls die Augen zu, bei Obama, dem
unbekannten Wesen, werden sie vielen feucht. Wo bleibt die kritische
Distanz, wo ist die Balance zwischen Wägen und Wagen? Stattdessen
viel Glaube, wenig Vernunft und, ja auch dies: Hinsinken. Die
Deutschen, so fand Churchill, habe man entweder an der Kehle oder zu
Füßen. Das war krass formuliert. Falsch ist es deshalb nicht.

Originaltext: Rheinische Post
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Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303


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