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Lausitzer Rundschau: Erstes Urteil zum Siemens-Schmiergeldskandal Wenig Rückgrat

Geschrieben am 28-07-2008

Cottbus (ots) - Ist es so verwerflich, was Ex-Siemens-Direktor
Reinhard S. jahrelang organisiert hat? Er hat Geldmittel in
Millionenhöhe bereitgestellt, um damit ausländische Potentaten und
andere Entscheidungsträger zu schmieren, damit bei Siemens eingekauft
wird und damit Arbeitsplätze - auch in Deutschland - gesichert
wurden. Doch ehe ihm ein Orden angeheftet und die bei Siemens
betriebene Auslands-Korruption als Kavaliersdelikt verniedlicht wird,
sollte bedacht werden, was der Vorsitzende der Wirtschaftsstrafkammer
am Landgericht München als Erkenntnis formuliert hat. Demnach ging es
- was auch verboten gewesen wäre - nicht nur darum, für den Konzern
auf diese Weise Aufträge an Land zu ziehen. Nein, es ging darum,
"Mondpreise" durchzusetzen, wie es Peter Noll formulierte. So
erleichterte der Konzern mithilfe örtlicher korrupter Potentaten die
Steuerzahler von zum Teil recht armen Ländern um viele Millionen,
wahrscheinlich Milliarden. Angesichts der Tatsache, dass
Siemens-Mitbewerber sich dieser Mittel nicht bedienten, hat der
Konzern Grundregeln des internationalen Wettbewerbs mit Füßen
getreten.
Die heutige Siemens-Führung sieht das genauso. Dennoch vermittelt sie
den Eindruck, dass sich die vom Vorstandsvorsitzenden Peter Löscher
verordnete rückhaltlose Ächtung der Schmiergeld-Epoche noch nicht bis
in alle Konzernecken als Unternehmenskultur ausgebreitet hat.
Dass frühere Bereichs- und Zentralvorstände bis hin zu Heinrich von
Pierer nicht Manns genug waren, dem Gericht als Zeugen zur Verfügung
zu stehen, war erwartet worden - enttäuschend ist es trotzdem. Man
hätte ein wenig von dem Rückgrat erwartet, das die Herren beim
Verkünden von Einschnitten zeigen.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
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Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de


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