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Lausitzer Rundschau: Der IOC-Chef und politische Freiheit in China Rogges persönliches Fiasko

Geschrieben am 07-08-2008

Cottbus (ots) - Nicht wenige Sportpolitiker und auch Athleten
waren 2001 erleichtert, als Juan Antonio Samaranch als Präsident des
Internationalen Olympischen Komitees (IOC) seinen Hut nahm. Der neue,
Jacques Rogge, kündigte damals an, bis dahin ignorierte Probleme wie
Doping, die Korruption im IOC und die Inflation von Sportarten bei
den Spielen in Angriff nehmen zu wollen - was er in der Tat auch
getan hat.
Inzwischen nähert sich für manche die Unzufriedenheit mit dem Belgier
aber bedrohlich der seines Vorgängers. Sieben Jahre nach Rogges Wahl
zum Herrn der Ringe droht gerade eine Entscheidung aus den
Anfangstagen seiner Amtszeit für ihn zum persönlichen Fiasko zu
werden. Absicht und Hoffnung waren damals auch, mittels der Vergabe
der Sommerspiele 2008 nach Peking die mehr als eine Milliarde
Chinesen stärker in die olympische Bewegung einzubinden, das Reich
der Mitte stärker der Welt zu öffnen und auf diesem Weg auch Idealen
wie Freiheit und Menschenrechten mehr Geltung zu verschaffen. Wie der
65-Jährige nun aber mit den daraus resultierenden Konflikten umgeht,
ist für ihn der Offenbarungseid. Als im Frühjahr die olympische
Fackel durch die Welt getragen und von Protesten gegen Chinas
Tibet-Politik begleitet wurde, schwieg Rogge tagelang. In der Debatte
über die Nutzung des Internets musste er einräumen, den Eindruck
erweckt zu haben, China habe "freien und unzensierten" Zugang
zugesagt. Vereinbart war aber lediglich "größtmöglicher" Zugang.
Gestern erklärte er, sich aus dem Streit um Meinungsfreiheit
heraushalten zu wollen. Und auch beim Thema Menschenrechte versucht
es der oberste Olympier eher mit stiller Diplomatie denn mit klaren
Worten. Denn auch hier hat sich das IOC offenbar von Peking mit
Unverbindlichem hinhalten lassen. Chinesische Oppositionelle und
Dissidenten klagen gar über eine Verschlechterung ihrer Lage.
Der Bitte eines inhaftierten Menschenrechtsaktivisten, ihn im
Gefängnis zu besuchen und sich die Haftbedingungen anzuschauen,
sollte Rogge darum dringend nachkommen. Und er sollte es nicht nur
bei dieser einen Geste, diesem einen Zeichen belassen. Die
Olympischen Spiele sind zuerst ein Fest des Sports, sie sind aber
keine unpolitische Veranstaltung. Das war 1980 in Moskau und vier
Jahr später in Los Angeles angesichts der damaligen Boykotte einiger
Länder aus politischen Gründen sichtbarer als zuletzt in Athen.
Peking - das war seitens des IOC von Anfang an auch mit politischen
Ambitionen verbunden gewesen. Deren Verwirklichung ist bislang auf
ganzer Linie enttäuschend. Normalerweise ist das IOC bei Olympia Chef
in allen fünf Ringen - 2008 gibt aber der Gastgeber die
Marschrichtung vor.
Vielleicht ist es von Jacques Rogge auch zu viel verlangt, seinen
früheren Worten in der Weltöffentlichkeit Taten folgen zu lassen.
Aber er versucht es nicht einmal. Und das ist für einen IOC-Chef
beschämend.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_47069.rss2

Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de


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