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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Konjunkturentwicklung

Geschrieben am 14-08-2008

Bielefeld (ots) - Die Hochs und Tiefs lösen sich in der Wirtschaft
mit der gleichen Regelmäßigkeit ab wie beim Wetter. Hier wie da sind
die Auswirkungen auf die Menschen allerdings erheblich.
Der Tiefausläufer, der im zweiten Quartal 2008 die deutsche
Konjunkturlandschaft erreicht hat, kommt nicht unerwartet. Die
Meteorologen der Volkswirtschaft hatten ihn lange vorhergesagt. Die
hohen Rohstoff-, Energie- und Lebensmittelpreise lieferten die Basis
für ihre Prognose. Verstärkt wurden sie in ihrer Wirkung durch den
teuren Euro, der zuletzt viel Wind aus dem Exportschiff genommen hat.
Dazu kommt noch die Krise am amerikanischen Hypothekenmarkt, die wie
eine Riesenwelle über den Atlantik schwappte und hier die
Bankenbranche erfasst hat.
So wenig freilich wie ein Tief schon einen komplett verregneten
Sommer macht, so wenig bewirkt ein mieses Quartal bereits eine
Rezession. Technisch gesehen müssen dafür zwei negative Quartale
aufeinander folgen. In der Praxis ist das Spektrum noch breiter.
Derzeit ist die deutsche Wirtschaft der Stagnation näher als der
Rezession.
Diese Unterscheidung ist wichtig. Denn wie es ein »gefühltes« Wetter
gibt, so gibt es auch eine »gefühlte« Konjunktur. Im Augenblick ist
die Stimmung der meisten Menschen trotz des erheblichen Drucks durch
die Preissteigerungen noch verhältnismäßig gut. Dafür sorgt vor allem
die - im Vergleich zu anderen Jahren - relativ positive Lage auf dem
Arbeitsmarkt. Noch ein paar schlechte Nachrichten könnten den Glauben
an die robuste Verfassung der deutschen Wirtschaft jedoch bald
erschüttern.
Die Folgen eines solchen Stimmungswechsels sind aus früheren Jahren
bekannt: Immer mehr Menschen halten ihr Geld zurück - teils aus
Sicherheitsgründen, teils weil man bei trübem Wetter auch weniger
Lust verspürt, Geld auszugeben. Darunter leidet dann an erster Stelle
der Einzelhandel, der wiederum seine Bestellungen bei der Industrie
reduziert. Im Nu wird aus einem positiven Konjunkturzyklus ein
negative Teufelskreis.
Um so wichtiger ist, dass jetzt gute Nachrichten den Einfluss des
Tiefs begrenzen. Die Verbraucher spüren den Rückgang der
Benzinpreise. Wenn sich diese Entwicklung schneller als sonst auch
auf die anderen Energiepreise überträgt, sollte die Bilanz des
Gesamtjahres noch ins Positive rutschen - zumal zusätzlich ein
schwächerer Euro auch das Exportgeschäft erleichtert.
Groß ist der Wunsch der Menschen, Wetter und Konjunktur zu
beeinflussen. Während - zum Beispiel in China - Chemie eingesetzt
wird, um Regenwolken zu vertreiben, glauben viele in Europa noch an
die Wunderkraft von Konjunkturprogrammen. Das jüngste Beispiel
liefert derzeit die spanische Regierung.
Vielfach verpuffen diese Programme. Hinterher sind die Initiatoren
dann bemüht, die irgendwann vielleicht auf natürlichem Wege
eintretende konjunkturelle Wende auf ihren Einfluss zurückzuführen.
Beweisen lässt sich die Wirkung meistens nicht.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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