WAZ: Ost-West-Konflikt wird härter - Die neuen Kalten Krieger. Leitartikel von Lutz Heuken
Geschrieben am 15-08-2008 |
Essen (ots) - Noch vor gut einer Woche war Südossetien für die meisten Menschen im Westen kein Begriff. Nun droht dieses winzige Stück Kaukasus mit kaum 100 000 Einwohnern zur Keimzelle für einen neuen Kalten Krieg zu werden. Scharfmacher im Kreml und im Weißen Haus scheinen Interesse an einer sich zuspitzenden Lage zu haben.
Europa kann nur froh sein, dass es auf dem Bukarester Nato-Gipfel im Frühjahr hart geblieben ist. Obwohl US-Präsident Bush mächtig drängte, widersetzten sich weitsichtige Partner dessen Wunsch, Georgien sofort in das Verteidigungsbündnis aufzunehmen. Was wäre passiert, hätte man dem abenteuerlichen Plan zugestimmt? Hätten wir nun den Verteidigungsfall? Müssten wir uns auf eine militärische Konfrontation mit Moskau vorbereiten, weil der georgische Präsident Saakaschwili seine Truppen gegen die abtrünnigen Südosseten losgeschickt hat - und sein Land nun durch die Russen angegriffen wird?
Mag ja sein, dass sich dieses Szenario heute noch abenteuerlich anhört. Wer aber sagt, dass sich der Georgien-Konflikt nicht zu einer modernen Kuba-Krise hochschaukelt? Wer das als unrealistisches Horror-szenario bezeichnet, weiß nicht, wie sich Krisen entwickeln können, wenn auf beiden Seiten ideologisch verbohrte "Triebtäter" am Werk sind. Haben wir vergessen, dass die Welt in den 60er-Jahren schon einmal am Rande des Untergangs stand?
Da sitzen in Moskau die Herren Medwedew und Putin, die versprochen haben, ihr Land zu alter imperialer Größe zu führen. Die bereit sind, brutal Krieg zu führen, um angebliche Demütigungen Russlands zu rächen. Und da sitzen in Washington die Herren und Damen um Präsident Bush, die es darauf anlegen, ihre Wirtschafts-, Gesellschafts- und Freiheits-Philosophie bis vor die Tür Moskaus zu tragen, koste es, was es wolle. Die Staaten wie Georgien, die Ukraine, aber auch Polen und Tschechien mit Geld und militärischer Aufrüstung verführen, Front gegen Moskau zu machen. Offenbar nimmt in diesen Tagen auch Washington durch seine Georgien-Politik und die Raketenaufstellung in Polen eine Verschärfung der Lage billigend in Kauf.
Umso mehr ist nun Besonnenheit und auch verbale Abrüstung gefragt. Bei einem Rückfall in die Konfrontation der Nachkriegszeit können beide Seiten nur verlieren. Einen neuen Dialog mit Moskau zu fordern heißt nicht, vor dem undemokratischen und imperialen Gehabe des Kreml zu kuschen. Klare Worte - wie von Merkel gegenüber Medwedew - müssen ja sein.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
Pressekontakt: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Zentralredaktion Telefon: 0201 / 804-2727 zentralredaktion@waz.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
153433
weitere Artikel:
- Westfalenpost: Was zu sagen ist Hagen (ots) - Die Reise der Kanzlerin nach Sotschi Von Winfried Dolderer Mehr kann man als deutsche Kanzlerin derzeit wohl nicht tun. Angela Merkel hat in Sotschi gesagt, was zu sagen ist. Sie hat den russischen Angriff auf Georgien gebrandmarkt, den Anspruch des überfallenen Landes auf Unversehrtheit seines Staatsgebietes bekräftigt, und sie bleibt dabei, Georgien eine Nato-Mitgliedschaft in Aussicht zu stellen. Dass das ihre Gastgeber beeindruckt, wird sie nicht erwarten. Indes zeigt die Geschichte des Kalten Krieges, dass auch das Beharren mehr...
- LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Merkels Russland-Besuch Leipzig (ots) - Von Micha SchneiderMerkel konsequent und diplomatischPolitisch wie medial wird im Zusammenhang mit dem Georgien-Konflikt wieder der Kalte Krieg hervorgezaubert. Doch so einfach wie zu Zeiten zweier Machtblöcke mit klaren Feinbildern ist die Situation derzeit nicht. Abschottung, Verteufelung und Aufrüstung taugen nicht mehr zur Konfliktlösung. Wenn aus Feinden Partner werden sollen und müssen, sind Konsequenz und Fingerspitzengefühl angesagt. Zwei Tugenden, die Kanzlerin Angela Merkel auszeichnen. Angesichts der Tatsache, mehr...
- Lausitzer Rundschau: Halbzeitbilanz bei den Olympischen Spielen: Globalisierte Sportwelt Cottbus (ots) - Platz drei im Medaillenspiegel nach Ablauf der ersten Woche, acht Goldmedaillen - Deutschland spielt wider Erwarten ganz vorn mit im Konzert der großen Sportnationen bei den 29. Olympischen Sommerspielen. So sieht es aber nur auf den ersten Blick aus. Denn ohne die Edelmetall-Sammlung der Reiter wäre Deutschland längst im Mittelmaß versunken. Stattdessen waren die ersten sieben Wettkampftage geprägt von Enttäuschungen. Während der holprige Start in den Ballsportarten Handball und Basketball zumindest nichts kaputt gemacht mehr...
- Rheinische Post: Auf Müntefering kommt es an Düsseldorf (ots) - von Thomas Seim Es wird Zeit. Die SPD steht am Abgrund zur Bedeutungslosigkeit, und wenn sie nicht aufpasst, ist sie schon morgen einen Schritt weiter. Was ist der Grund dafür? Tatsächlich zählt nur einer: Es gibt keine Führung in der Partei. Kurt Beck mag seine Pfälzer durch die Wirrungen der Landespolitik lenken können. Aber niemand traut ihm zu, die SPD aus der Krise oder ein ganzes Land zu führen. Die fehlende Führungskraft in der SPD wirft zwingend die Frage nach Franz Müntefering auf. Der Sauerländer, der sich mehr...
- Lausitzer Rundschau: Streit um Beitrag zur Arbeitslosenversicherung: Signal für Konsumenten Cottbus (ots) - Der Konjunkturmotor stottert, die Auftragseingänge in den Betrieben schrumpfen und die Verbraucher halten sich wegen der hohen Inflation beim Konsum zurück. In dieser misslichen Lage darf der Beitrag zur Arbeitslosenversicherung schon mal gar nicht sinken, sagen SPD und Gewerkschaften. Doch haben sie damit Recht? Der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, der schon kraft Amtes größtes Interesse an soliden Finanzen in der Arbeitsverwaltung haben muss, sieht das anders. Eine Senkung sei möglich, wenn auch mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|