WAZ: Unterversorgte Schmerzpatienten - Wenn der Arzt nicht helfen kann - Leitartikel von Petra Koruhn
Geschrieben am 03-09-2008 |
Essen (ots) - Jeder Zweite sucht den Arzt auf, weil er unter extremen Schmerzen leidet. Dass es ihm nach der Behandlung besser geht, ist leider häufig Wunschdenken.
Wie frustriert die Patienten sind, zeigte die WAZ-Telefonaktion zum Thema Schmerz. Zwei Stunden lang standen die Telefone nicht still. Fazit: Menschen leiden unter unerträglichen Schmerzen, obwohl sie nichts anderes tun, als von Arzt zu Arzt zu laufen. Die Geschichten der Leser stehen beispielhaft für ein Symptom, das die Facharztdichte kaum vermuten lässt: Schmerzpatienten sind oft unterversorgt. Wir sprechen hier nicht über akute Probleme, sondern über chronische Schmerzen. Zehn Millionen Menschen leiden darunter. Rückenkranke, Migränekranke, Rheumatiker, Menschen, bei denen sich der Schmerz verselbstständigt hat. Oft, weil er im akuten Fall nicht richtig behandelt wurde.
Schmerztherapeuten haben lange dafür gekämpft, dass diese Menschen nicht noch als Simulanten abgestempelt werden. Haben sich dafür eingesetzt, dass es moderne Medikamente gibt, die den Schmerz, wenn nicht nehmen, so doch deutlich erträglicher machen. Nur kommen die Bemühungen beim Patienten selten an. Woran liegt das?
Die Schuld beim Hausarzt zu suchen, ist richtig - und zugleich falsch. Ja, er ist der Ansprechpartner. Er sollte über die Basistherapie, die mehr ist als Cortison & Co., Bescheid wissen. Doch woher soll der Arzt das Wissen nehmen? Im Studium jedenfalls lernt es der angehende Mediziner nicht unbedingt. Auch wenn es massiv angemahnt wurde: Das Erkennen und Behandeln von Schmerzen ist immer noch kein Pflichtfach. Es gibt Ärzte, die sich weiterbilden. Aber andere nicht. Oft, weil die Zeit nicht bleibt. Es ändert sich glücklichweise langsam etwas. Viele Kliniken verfügen über Schmerzambulanzen, leider häufig mit immenser Wartezeit. Immer mehr Ärzte arbeiten eng mit Schmerztherapeuten zusammen.
Dass das alles etwas kostet? Zitieren wir den Vorreiter der Schmerztherapie, Prof. Michael Zenz aus Bochum, der nicht müde wird, darauf zu verweisen, dass genug Geld im System sei, es nur richtig eingesetzt werden müsse. Allein 25 Milliarden Euro stellten die Kassen jährlich für die Therapie von Rückenerkrankungen zur Verfügung, vielfach für überflüssige Spritzen und Pillen.
Es gibt das Rezept gegen den Schmerz - sollte es der Arzt nicht kennen, hat der Patient die Chance, den Therapeuten zu wechseln. Auch wenn es Mühe macht, es ist bei allem Dilemma eine gute Botschaft.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
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