Südwest Presse: Kommentar zum Sitzenbleiben
Geschrieben am 05-06-2006 |
Ulm (ots) - Das Sitzenbleiben ist ein pädagogisches Folterinstrument von vorgestern, meint der Bildungsbericht der Bundesregierung. Es sei teuer und ineffektiv und müsse daher drastisch reduziert werden. Nun ist das Wiederholen eines Schuljahrs für die Betroffenen sicher unangenehm und in manchen Familien wird daraus womöglich ein Drama gemacht. Aber es soll auch Fälle geben, bei denen sich die Rückstufung auf die allgemeine Entwicklung positiv ausgewirkt hat. Es ist sicher vernünftig, die gängige Praxis zu überprüfen und mit individueller Förderung vorbeugend die Zahl der Sitzenbleiber zu reduzieren. Dies wird helfen, wenn Schwächen nur in einzelnen Fächern auftreten oder eine einseitige individuelle Begabungen vorliegt. Wenn solche Förderung durch Teil- oder Probeversetzungen gestützt werden, so bleibt der Erfolg sicher nicht aus. Zusätzliches Geld aber wird auch dies kosten, denn ganz Abschaffen lässt sich das Sitzenbleiben wohl nicht. Allein das Nichtbestehen der Schulabschluss-Prüfung führt unweigerlich zur Wiederholung. So manche Lehrer in den Schulen sind dem System des Sitzenbleibens übrigens nicht ganz so abgeneigt wie viele Theoretiker. Sie schätzen, dass die drohende Nicht-Versetzung lernfaule Schüler zumindest zeitweise zu vermehrten Anstrengungen anregt. Dieser Effekt kann in statistischen Zahlen natürlich kaum erfasst werden.
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