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WAZ: Jugendliche und Kriminalität - Gewalt ist uncool - Leitartikel von Norbert Robers

Geschrieben am 10-09-2008

Essen (ots) - Wer wissen will, was "die Deutschen" denken, der
sollte sich eine längere Taxifahrt gönnen - oder an einen Stammtisch
sitzen. Zwei Orte des Streits und der Wahrheiten, zwei Orte, an denen
Mehrheitsmeinungen herbeigeredet werden. Beispielsweise zum Thema
Jugend-Kriminalität. Eines der Mainstream-Urteile lautet: Es wird
immer schlimmer. Zweitens: Die Ausländer laufen uns aus dem Ruder.
Drittens: Man müsste wieder hart durchgreifen.

Auch in vielen Vorurteilen steckt auch eine Portion Wahrheit. Es
ist beispielsweise nicht zu bestreiten, dass es bei einigen
Delikt-Arten in den vergangenen Jahren teilweise bemerkenswerte
Steigerungsraten gegeben hat, dass Jugendliche nichtdeutscher
Herkunft partiell extrem auffällig sind, dass so manchem Schläger nur
mit einer ruppigen Sanktionierung beizukommen ist.

Gleichwohl liegt mittlerweile die geballte Erkenntnis zahlreicher
Kriminologen vor, die ein anderes Bild nahe legen. Erstens gibt es
reichlich Belege dafür, dass die Straffälligkeit von Jugendlichen
allgemein seit einigen Jahren zurückgeht. Zwei wesentliche Gründe
dafür sind, dass immer weniger Jugendliche Gewalt im Elternhaus
erfahren und gleichzeitig die Bereitschaft vieler Heranwachsender
sinkt, Gewalt als Mittel der Selbstbehauptung oder der Konfliktlösung
zu akzeptieren. Gewalt ist nicht immer, aber immer öfter uncool.

Eine traditionell heftig diskutierte Frage ist die, ob
ausländische Jugendliche schneller zuschlagen oder häufiger klauen
als deutsche. Die Antwort lautet: mal ja, mal nein. Die Münchener
Polizei und Justiz berichten von einem Trend zu steigender
Gewaltbereitschaft türkischer Jugendlicher. In Hannover verhalten sie
sich dagegen zunehmend gesitteter, während die Forscher für Duisburg
eine in etwa gleich hohe Kriminalitätsrate bei deutschen und
nichtdeutschen Heranwachsenden konstatieren.

Dieser auf den ersten Blick verwirrende Befund ist relativ
einfach zu erklären. Und zwar in einem Satz: Je früher Kinder aus
Zuwandererfamilien in die Gesellschaft, vor allem in unser
Bildungssystem integriert sind, desto besser lassen sich kriminelle
Karrieren vermeiden. Bildung ist Ländersache, deswegen gibt es von
Nord bis Süd erhebliche Erfolgs-Unterschiede.

Für Gewalt gibt es keine Rechtfertigung. Nie. Auf der anderen
Seite gilt aber auch: Isolation, Vorurteile und Ablehnung sind der
ideale Nährboden für Straftaten.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de


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