(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) schreibt zum Streit um das VW-Gesetz:

Geschrieben am 12-09-2008

Bielefeld (ots) - Es geht weder gegen eine Heuschrecke noch gegen
einen der umstrittenen Staatsfonds aus China oder der arabischen
Halbinsel. Und trotzdem ziehen in Wolfsburg 40 000 Menschen auf die
Straße. Sie demonstrieren für das neue VW-Gesetz - und damit auf den
ersten Blick gegen die Europäische Kommission. In Wirklichkeit geht
es allerdings ebenso gegen den VW-Hauptaktionär Porsche. Er war am
Freitag im Aufsichtsrat isoliert. Die für VW typische Abwehrkoalition
IG Metall plus X funktionierte diesmal auch mit dem Land
Niedersachsen. In den engen Straßen des europäischen Aktienrechts
kann ein kleiner Volkswagen einen vor Kraft strotzenden Porsche am
Überholen hindern.
Natürlich ist eine Mehrheitsbeteiligung, wie Porsche sie bereits bei
VW hält, weniger wert, wenn wichtige Entscheidungen statt mit 25
schon mit 20 Prozent der Aktien blockiert werden können. Dennoch
fragt man sich, warum sich die EU-Kommission das Recht herausnimmt,
so tief in nationale Gesetzgebung einzugreifen. Hier muss sich die
beste Lösung durch Wettbewerb unter den Mitgliedsstaaten
herausbilden, nicht durch eine Order aus Brüssel. Man wünschte sich,
dass die Politiker in Berlin hier etwas deutlicher die deutsche
Position verträten. Und auch die große konservative Partei in Bayern,
die sonst so sehr auf regionale Sonderrechte und ihre aktive
Industriepolitik pocht, sollte Prinzipien nicht so opportunistisch
nach dem Wind ausrichten.
Auf der anderen Seite täten die Beschäftigten in Wolfsburg und vor
allem ihre verbandliche Speerspitze, die IG Metall, gut daran, sich
mit den neuen Machtverhältnissen bei VW anzufreunden. In der
Vergangenheit sind weder die Gewerkschaftsvertreter und erst recht
nicht die Abgesandten der Landespolitik im Aufsichtsrat dadurch
aufgefallen, dass sie beherzt und zum Wohl des Unternehmens ins
Steuerrad gegriffen hätten. Im Gegenteil: Bei manchen Entscheidungen
schienen einige noch vom Rotlicht geblendet zu sein.
Das ist heute offenbar anders. Die an der Hartz-Affäre Beteiligten
sind nicht mehr in ihren Ämtern. Es scheint, als fielen die
Entscheidungen nun wirklich im Interesse des Unternehmens und der
Belegschaft.
Die Frage, ob sich der Staat an Firmen beteiligt, muss von Fall zu
Fall und von Zeit zu Zeit neu entschieden werden. Es gibt wenige
positive Beispiele, bei denen es trotz nennenswertem staatlichen
Engagement derzeit reibungslos läuft. Besonders teuer kommt dem Staat
seine Beteiligung an IKB, West-LB und anderen Großbanken. Gerade im
Finanzsektor gibt es aber auch positive Beispiele: Die enge
Verzahnung der kommunalen Sparkassen mit der regionalen Wirtschaft
nutzt in der Regel dem Standort und den hier lebenden Menschen.
Das kann man von EADS und deren wichtigster Tochter Airbus nicht
behaupten. Das Hü und Hott und die fehlende Gesamtsicht sollten
denen, die sich von der niedersächsischen Sperrminorität die
Sicherung der heimischen Arbeitsplätze erhoffen, eine wirksame
Warnung sein.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

158509

weitere Artikel:
  • Börsen-Zeitung: Von Risiken und Chancen, Börsenkommentar "Marktplatz" von Thorsten Kramer Frankfurt (ots) - Die Finanzkrise hält die Aktienmärkte fest in ihrem Griff. Diesen Satz hat man an den globalen Börsen in den vergangenen Wochen und Monaten immer und immer wieder gehört, aber er hat seine Gültigkeit nicht verloren. In den vergangenen Tagen lieferten die US-Investmentbank Lehman Brothers und die größte US-Sparkasse Washington Mutual einmal mehr Hiobsbotschaften und verunsicherten die Anleger aufs Neue. Zudem fürchteten Investoren um den US-Versicherer AIG. Dies drückte kräftig auf die Notierungen. Erst als vor dem Wochenende mehr...

  • WAZ: Unsinnige Idee - Kommentar von Wolfgang Mulke Essen (ots) - Wieder ging der Bahn bei einer Preiserhöhung das Gespür für die Kunden verloren. Die Idee einer Ticketgebühr für den Fahrscheinkauf am Schalter war in jeder Hinsicht daneben. Erstens wollen Kunden nicht auch noch dafür bezahlen, dass sie etwas kaufen. Man stelle sich vor, Supermärkte würden eine Kassenzulage verlangen. Zweitens riecht die Mehrfachbelastung durch die pro Fahrschein erhobene Gebühr nach Abzockerei von Familien, die von der Bahn als Kunden sehr erwünscht sind. Drittens ist das Tarifsystem schon so verwirrend mehr...

  • WAZ: Wiedeking muss aufpassen - Kommentar von Wolfgang Pott Essen (ots) - Der Machtkampf zwischen Porsche und Volkswagen, zwischen deren Wirtschaftskapitänen und den Belegschaften könnte VW über Jahre lähmen. Und ob es in diesem Intrigenspiel am Ende überhaupt Gewinner geben wird, ist längst nicht klar. Porsche-Chef Wendelin Wiedeking hat sich den machtbewussten VW-Aufsichtsratsvorsitzenden Ferdinand Piëch zum Feind gemacht. Wiedeking würde die VW-Verlustbringer Seat, Bugatti und Phaeton lieber heute als morgen abstoßen. Doch Ingenieur Piëch will sich gerade mit einer Edelmarke wie Phaeton verewigen. mehr...

  • Mehr als drei Viertel der Unternehmer rechnen mit Konjunkturdelle / Jeder Fünfte geht von einer handfesten Rezession aus Köln (ots) - 14. September 2008 - Ein Großteil der mittelständischen Unternehmer schaut eher pessimistisch in die Zukunft. Wie die exklusiv für das Wirtschaftsmagazin 'impulse' (Ausgabe 10/2008, EVT 18. September) bei 252 Mitgliedsunternehmen des Verbands "Die Familienunternehmer-ASU" durchgeführte Umfrage ergab, erwarten 78,6 Prozent der Firmenchefs in Deutschland eine Abschwächung der Konjunktur. Mehr als jeder Fünfte (21 Prozent) rechnet sogar mit einer handfesten Rezession. Originaltext: impulse, G+J Wirtschaftsmedien Digitale mehr...

  • Energieriese EnBW plant Milliarden-Investitionen bis 2018: Konzernchef Villis: Gas soll Gewinnanteil langfristig verdreifachen Köln (ots) - 14. September 2008 - Der drittgrößte deutsche Energiekonzern EnBW plant bis 2018 weitere Milliarden-Investitionen. Für das künftige Wachstum werde man das bisherige Investitionstempo fortsetzen, sagte der Vorstandsvorsitzende Hans-Peter Villis dem Wirtschaftsmagazin 'Capital' (Ausgabe 13/2008, EVT 18. September). "Die hohe Schlagzahl wollen wir in den nächsten zehn Jahren beibehalten", so der Manager. Villis hatte Anfang dieses Jahres für das Karlsruher Unternehmen ein bis 2010 laufendes Dreijahres-Programm aufgelegt. mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht