 Allg. Zeitung Mainz: Im Handstreich (Kommentar zur Bankenkrise)
Geschrieben am 18-09-2008 |
Mainz (ots) - Was Generationen von Systemkritikern und linken
Propagandisten nie zu hoffen gewagt hatten, erledigt nun die
US-Immobilienkrise im Handstreich. Amerikas Banken suchen gleich
scharenweise die Obhut des Staates. Säulen des freien Marktes wie die
großen Investmentbanken sehen gegen die so oft bespöttelten
Universalbanken wie jämmerliche Versager aus und bitten genau diese
um Hilfe. Was wir derzeit erleben, ist nichts anderes als das Ende
des amerikanischen Traums vom unbegrenzten Wachstum auf Pump.
Zugleich aber kann man mit einiger Beruhigung feststellen, dass die
Zentralbanken rund um den Globus nicht die Nerven verlieren, sondern
konsequent ihren Job tun und mit gigantischen Mengen an frischem
Geld- bisher zumindest - jeden Engpass verhindern können. Das globale
Finanzsystem funktioniert, auch wenn es ganz schön ächzt. Wieder
einmal erweist sich dabei, dass das auf drei Säulen ruhende deutsche
Bankensystem - Sparkassen, Privatbanken und Genossenschaftsbanken -
Deutschland weit robuster macht als viele andere Länder. Dass bei der
staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) 300, unter Umständen
sogar 500 Millionen Euro durch ein, wie behauptet wird, "technisches"
Versagen schlicht vernichtet wurden, zeigt aber, dass wir auch
hierzulande weit von gründlicher, Katastrophen wirksam verhindernder
Kontrolle entfernt sind. Das Beispiel der KfW-Beteiligung IKB-Bank,
die nur mit Garantien in Höhe von elf Milliarden Euro gerettet werden
konnte und nun für lächerliche 115 Millionen Euro verkauft wird,
spricht Bände. Gestern wies der Bundesfinanzminister Forderungen nach
sofortiger Verschärfung der Kontrollmechanismen zurück, weil derzeit
allein effektives Krisenmanagement gefordert sei. Da hat er zwar
Recht. Aber genau dies wäre jetzt nicht nötig, wenn man sich in
ruhigeren Zeiten auf schärfere Kontrollen geeinigt hätte.
Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz
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Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Karsten Gerber
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Fax: +49-(0)6131/48-5868
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