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WAZ: Die Flucht aus dem Tarif - Kommentar von Stefan Schulte

Geschrieben am 18-09-2008

Essen (ots) - Selbst im Aufschwung sinken die Reallöhne. Die
Deutschen können weniger kaufen - das ist auch für die Wirtschaft
eine schlechte Nachricht. Es liegt nahe, hohe Tarif-abschlüsse zu
fordern. Doch selbst die gewerkschaftsnahen Forscher sehen genau hier
das geringste Problem. Wer eine starke Gewerkschaft im Rücken hat,
bei dem steigen auch die Reallöhne. Als deutsche Besonderheit macht
die Studie vielmehr aus, dass immer weniger Unternehmen nach Tarif
bezahlen.

Wenn das so ist, entscheidet sich die Entwicklung der deutschen
Reallöhne nicht mehr in Arbeitskämpfen, sondern dort, wo
Gewerkschaften keine Macht mehr haben. Damit wird dieses Problem zur
Sache der Politik - ob sie will oder nicht. Und man muss auch keinen
Mindestlohn für alle fordern, um sich diesem Problem zu stellen.

Tatsächlich hat die Koalition die Gesetze dafür geschaffen, in
einzelnen Branchen neue Mindestlöhne einzuführen. Eine Frisörin in
Sachsen verdient 3,82 Euro. Ein Euro mehr und ihr Reallohn würde um
gut 20 Prozent steigen. Doch dafür müssten sich Union und SPD in
jedem einzelnen Fall einig werden. Das wird umso schwieriger, je
näher die Wahl rückt.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
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Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de


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