Allg. Zeitung Mainz: "Schluss mit Querelen" - Zur CSU
Geschrieben am 07-10-2008 |
Mainz (ots) - Horst Seehofer ist am Ziel. Und in der CSU ist bald wieder alles beim alten: Parteivorsitz und Ministerpräsidentenamt in einer Hand, Seehofer wird zum "Doppelfürsten" à la Stoiber und Strauß. Aber sind damit auch die Chaostage in der - früheren - bayerischen Staatspartei beendet? Von wegen. Wenn sich der Pulverdampf nach den heftigen politischen und persönlichen Kämpfen der letzten Tage gelegt hat, wartet eine wahre Herkulesaufgabe auf den Noch-Bundesminister. Er muss eine Partei befrieden und führen, die zutiefst irritiert ist. Er muss Koalitionsverhandlungen führen, von denen seine Fraktion bislang noch gar nicht wusste, dass es sie gibt. Und er muss die CSU wieder den Menschen in Bayern nahebringen. Doch mit der Entscheidung pro Seehofer, so logisch sie auf den ersten Blick auch ist, macht die Partei da weiter, wo sie aufgehört hat - und was schließlich mit zu dem massiven Vertrauensverlust geführt hat. Über ihre Köpfe hinweg wird den Bürgern ein Ministerpräsident präsentiert, der sich ihnen gar nicht zu Wahl gestellt hat, dem sie folglich auch nicht ihre Stimme gegeben haben. Zudem: Bislang hat Seehofer im fernen Berlin regiert, bei den Bauern und Mittelständlern in Bayern - typisches CSU-Klientel - hat er sich dabei nicht immer beliebt gemacht. Seehofers einzige Chance ist, dass auch der letzte CSU-Querulant begreift, dass die Tage der absoluten Mehrheiten und des Durchwurstelns vorbei sind. Der Partei steht ein kurzer, dafür aber schmerzhafter Lernprozess bevor.
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