Börsen-Zeitung: Staatsbankrott Kommentar zum drohenden Staatsbankrott Islands, von Gottfried Mehner.
Geschrieben am 07-10-2008 |
Frankfurt (ots) - Die gesamte Finanzwelt droht auseinanderzufliegen. Warum sollte da die Nachricht, dass es auf Island derzeit noch gewaltiger zischt und brodelt als sonst, weil neben den Geysiren auch das Finanzsystem aus dem letzten Loch pfeift, für große Aufregung sorgen? Weil sich hier in einem Brennglas das beobachten lässt, was mit einer kleinen Zeitverzögerung auch im Rest der Welt passieren könnte.
Es sieht nur vordergründig wie eine gute Nachricht aus, dass Russland Island mit 4 Mrd. Euro zu relativ günstigen Konditionen unter die Arme greifen will. Die schlechte Nachricht ist, dass sich die Nationalbanken von Schweden, Norwegen und Dänemark nicht erneut zu einer konzertierten Hilfeleistung aufraffen konnten. Warum nicht? Ist sich inzwischen jeder selbst der Nächste? Oder sehen Stockholm, Oslo und Kopenhagen in einer solchen Aktion ein aussichtsloses Unterfangen?
Dass Island so in die Grütze geriet, kann niemanden verwundern. Der kleinen Insel im Nordatlantik war dies seit Monaten prophezeit worden. Die 300000 Isländer hatten sich vorgenommen, Luxemburg oder Irland Konkurrenz zu machen. Der Bankenapparat des Landes wuchs in den vergangenen Jahren krebsartig an. Wer in diesen Zeiten wachsen will, muss aber höhere Risiken akzeptieren. In Skandinavien gab es in der jüngsten Vergangenheit kaum eine Finanztransaktion, bei der nicht auch das isländische Spitzentrio Kaupthing, Glitnir und Landsbanki mitgemischt hätte. Stark engagiert haben sich die Isländer zudem in Großbritannien und Norwegen. Neben Banken standen reichlich Immobilien, Ladenketten und mehr auf der Einkaufsliste. Es drohen nun Dominoeffekte.
Welcher Druck sich aufgebaut hat, lässt sich nicht nur an re kordhohen Credit-Default-Swap-Sätzen, sondern auch am rapiden Verfall der isländischen Währung ablesen. Währungsreserven von umgerechnet 3,3 Mrd. Euro reichen nicht weit. Bei Glitnir hat sich der Staat für 600 Mill. Euro eine Beteiligung von 75% verschafft. Kaupthing erhielt gestern Hilfsmittel von 500 Mill. Euro. Landsbanki schließlich wurde unter staatliche Vormundschaft gestellt. Dies alles wird nicht reichen. Die Banken haben Risiken angesammelt, die den Staat klar überfordern. Island läuft sehenden Auges in einen Staatsbankrott. Und es wird wohl nicht der einzige bleiben.
(Börsen-Zeitung, 8.10.2008)
Originaltext: Börsen-Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2
Pressekontakt: Börsen-Zeitung Redaktion Telefon: 069--2732-0
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
162820
weitere Artikel:
- Nobelpreis für HPV-Forscher verdeutlicht die Wichtigkeit der Diagnose und der Vorbeugung von Gebärmutterhalskrebs Venlo, Niederlande (ots/PRNewswire) - - QIAGEN vermarktet erfolgreich die aus den Forschungsergebnissen des Medizin-Nobelpreisträgers entstandenen HPV-Testtechnologien Durch die mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Entdeckung, dass Gebärmutterhalskrebs durch das humane Papillomvirus (HPV) ausgelöst wird, wurden Gegenmassnahmen wie HPV-Tests oder -Impfungen möglich, mit denen der Krebs weltweit ausgemerzt werden soll. Die Nobelpreiskommission kündigte heute an, dass Herrn Professor Harald zur Hausen vom Deutschen Krebsforschungszentrum in mehr...
- Bruttomonatsverdienste 2. Quartal 2008: + 2,8% auf 3 098 Euro Wiesbaden (ots) - Nach Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) verdiente ein vollzeitbeschäftigter Arbeitnehmer im Produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich im zweiten Quartal 2008 durchschnittlich brutto 3 098 Euro im Monat, das waren 2,8% mehr als im zweiten Quartal 2007. Der Verbraucherpreisindex stieg in diesem Zeitraum um 2,9% und damit um 0,1%-Punkte stärker als die Verdienste. Den größten Verdienstanstieg im Vergleich zum Vorjahresquartal verzeichneten die Beschäftigten in der Energie- und Wasserversorgung mehr...
- Konjunktur- und Beschäftigungsmotor Bioenergie / Bioenergiebranche profitiert weiter von stark verbesserten Rahmenbedingungen Augsburg (ots) - Bioenergie boomt. 2007 waren bereits 96.100 Personen in der Branche beschäftigt, Tendenz steigend. Der Branchenumsatz wird 2008 erstmals 13 Mrd. Euro übersteigen. Bundesminister Horst Seehofer eröffnet morgen in Augsburg die 9. internationale Branchenmesse RENEXPO®. Mehr als 100.000 Personen sind bereits in der Bionergiebranche beschäftigt. Nach 10 Mrd. Euro im Jahr 2007 wird sich der Branchenumsatz im Jahr 2008 voraussichtlich um 30 Prozent auf ca. 13 Mrd. Euro erhöhen. Die Exportquote wird in diesem Jahr über 10 mehr...
- www.visionaeres-marketing.com - Sonja Ch. Kelz birgt versteckte Potentiale für den Unternehmenserfolg Die neuen Onlinekurse "Rent a Visionär", "Der geniale Verkäufer" und "Die Kunst ein perfekter Mitarbeiter zu sein" heben kreative Potentiale visionärer Führungskräfte. Dornbirn (ots) - "Marketing mit Leidenschaft und Visionen für eine bessere Wirtschafts-Welt - meine besondere Fähigkeit ist es Menschen und Organisationen zu den Lösungen zu führen, die in Ihnen selbst stecken", erläutert Sonja Ch. Kelz, Ideenspenderin und Geschäftsführerin von "Visionäres Marketing" das Unternehmenskonzept. Mit den Onlinekursen "Der geniale Verkäufer", "Die mehr...
- GEA wächst im dritten Quartal weiter Bochum (ots) - Im dritten Quartal 2008 hat die GEA Group Aktiengesellschaft den Auftragseingang im Kerngeschäft gegenüber dem Vorjahresquartal weiter gesteigert. Der Auftragseingang stieg insgesamt um mehr als 4 Prozent. Speziell der Monat September bestätigte diesen unverändert positiven Trend durch eine sehr gute Geschäftsentwicklung mit einem Zuwachs von mehr als 10 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Das ertragsstarke Komponentengeschäft mit den Divisionen Landtechnik, Verfahrenstechnische Komponenten und Mechanische Trenntechnik mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|