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Allg. Zeitung Mainz: "Kröten schlucken" - zu Schwarz-Grün

Geschrieben am 10-10-2008

Mainz (ots) - In den 80er Jahren waren Hamburgs Grüne die
hartgesottensten Fundis der Republik. Genutzt hat das weder ihnen,
noch der Stadt. Die aktuelle Politiker-Generation der hanseatischen
Ökos möchte etwas ausprobieren: regieren. Sicherlich steht ihnen das
Beispiel ihres langjährigen heimlichen Chefs vor Augen: Joschka
Fischer war Außenminister der rot-grünen Bundesregierung, musste
dabei deutsche Soldaten in den Balkan-Krieg schicken und wurde
deshalb auf einem Parteitag in Bielefeld mit einem Farbbeutel
beworfen. Die rot-grüne Bundesregierung der Jahre 1998 - 2005 darf
historisch als durchaus nicht unerfolgreich gelten. Dafür mussten die
Grünen im Bund Zugeständnisse machen, und ihre Hamburgischen Kollegen
müssen es nun auch, nicht zuletzt mit dem Kohlekraftwerk Moorburg.
Aber womöglich fällt der Öko-Partei das Krötenschlucken in einer
Koalition mit der CDU sogar leichter als in einem Bündnis mit
Sozialdemokraten. Denn Schwarz-Grün hat Charme, ist eine
Herausforderung, durchaus auch ein Experimentierfeld mit Blick auf
potenzielle Bündnisse in Berlin. Natürlich toben Teile der Basis, das
ist ihr gutes Recht, ja fast ihre Pflicht, nachdem sich die Partei im
Wahlkampf vehement gegen Moorburg ausgesprochen hatte. Aber jeder,
der der Koalitionsvereinbarung zustimmte, gab damit schon sein
"Quasi-Ja" zum Kraftwerk, denn es war klar, dass es alsbald zum
Schwur kommen würde. Ein nicht unerheblicher Aspekt: Aus juristischen
Gründen kann Moorburg wohl überhaupt nicht mehr verhindert werden.
Wenn die Grünen nun sagen: "Dann bleiben wir lieber mit an der Macht,
um das Schlimmste zu verhindern", ist das ein zwar weit gedehnter
Pragmatismus, aber kein Verrat an der eigenen Idee

Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65597
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Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Telefon: +49-(0)6131/48-5987
Fax: +49-(0)6131/48-5868
crossmedia@vrm.de


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