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Westdeutsche Zeitung: Marktwirtschaft statt Turbokapitalismus = von Alexander Marinos

Geschrieben am 10-10-2008

Düsseldorf (ots) - Oskar Lafontaine hatte Recht damals. Vor knapp
zehn Jahren forderte er als Bundesfinanzminister und SPD-Chef, den
kurzfristigen Kapitalverkehr stärker zu regulieren und
Spekulationsgewinne einzudämmen - und wurde dafür international
heftig kritisiert. Dummerweise machte er sich kurz danach aus dem
Staub und gefiel sich fortan in der Rolle des Populisten, dem es nur
noch darum ging, seiner alten Partei zu schaden. Nun kann er
angesichts der weltweiten Finanzkrise seine Schadenfreude kaum
verbergen. Das Versagen des Kapitalmarktes ist für ihn eine
Steilvorlage, um das Wirtschaftssystem insgesamt in Frage zu stellen
und erneut die Verstaatlichung von ganzen Schlüsselindustrien zu
fordern.
Auch wenn es Teile der Linken herbeisehnen: Die Krise ist nicht der
Anfang vom Ende der Marktwirtschaft. Marktwirtschaft lebt vom
gesunden Gewinnstreben der Menschen, die als Unternehmer und
Beschäftigte Werte schaffen und damit für den Wohlstand der
Gesellschaft sorgen. Gescheitert ist etwas anderes. Gescheitert ist
jener von Gier getriebene Turbo-Kapitalismus, in dem Spekulanten mit
meist fremdem Geld zocken, ohne reale Werte zu schaffen. Sie taten
dies bislang ohne staatliche Kontrolle und ohne genügend Transparenz.
Ihr Tun war undurchschaubar - vermutlich auch für sie selbst. Das
muss sich ändern.
Heute heißt der Bundesfinanzminister Peer Steinbrück, und der taucht
nicht ab, wenn es unangenehm wird. Zwar macht sein Maßnahmenpaket
zunächst misstrauisch. Die besten Medikamente sind ja bekanntlich
jene, die mit einem einzigen Wirkstoff auskommen; Mix-Präparate
sorgen meist für Nebenwirkungen. Doch bei genauerer Betrachtung
überzeugt Steinbrücks Acht-Punkte-Plan. Die riskantesten
Spekulationsprodukte sollen verboten und die Bilanzen der Banken
transparenter werden. Manager, die schuldhaft versagen, sollen dafür
haften, statt nach Pleiten auch noch mit dem "goldenen Handschlag"
verabschiedet zu werden. Alles zielt darauf ab, neues Vertrauen zu
schaffen.
Kurzfristig könnte es auch für Deutschland sinnvoll sein, die Banken
teilweise zu verstaatlichen. Ist die sich immer schneller drehende
Spirale der Angst erst einmal gestoppt, sollte sich der Staat aber
wieder zurückziehen - im besten Falle sogar mit Gewinn.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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