Rheinische Post: Bewusste TV-Kritik Kommentar VON DOROTHEE KRINGS
Geschrieben am 12-10-2008 |
Düsseldorf (ots) - Marcel Reich-Ranicki ist ein Unterhaltungskünstler. Keiner spricht so vergnüglich provokant über Literatur wie er. So hat er als erster Geiger des literarischen Quartetts via Fernsehen breite Bevölkerungsschichten für Hochkultur interessiert. Dafür ist ihm zu danken. Auch mit dem Fernsehpreis, denn das Fernsehen war und ist sein Kanal zu den Menschen. Folglich macht es stutzig, wenn ausgerechnet Reich-Ranicki diesen Preis zurückweist und sich über ein Medium beschwert, durch das er selbst berühmt wurde. Ein TV-Profi wie er musste wissen, welches Niveau ihn in der Verleihungsgala erwartet. Hat er den Eklat also wohl kalkuliert? Natürlich. Und gut so. Reich-Ranicki kennt die Gesetze des Mediums und hat sie befolgt. Hätte er in irgendeinem Interview über die Niveaulosigkeit des Fernsehens geplaudert, seine Worte wären verhallt. Nun diskutiert eine breite Öffentlichkeit über Anspruch und Wirklichkeit des Programms, das Millionen Deutsche täglich konsumieren. Ab und zu sollten Auftritte von Atze Schröder und Co. ruhig als das bezeichnet werden, was sie sind: Blödsinn. Dass diese Provokation auch Reich-Ranicki dient, sei ihm gegönnt. Hauptsache, sie dient der Zukunft des Fernsehens.
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