RNZ: Starker Staat
Geschrieben am 17-10-2008 |
Heidelberg (ots) - Von Klaus Welzel Hand aufs Herz: Wer hätte vor zwei Wochen gedacht, dass der deutsche Staat in der Lage sein wird, ein 500 Milliarden Euro umfassendes Hilfspaket für die Banken zu schnüren? Und selbst, wenn davon "nur" 20 bis 100 Milliarden in Anspruch genommen würden - auch dann wäre das eine gigantische Summe. Natürlich handelt es sich bei dem Paket im Grunde um ein virtuelles Päckchen. Es wurde als Projektion geschaffen, in Anspruch nehmen soll es möglichst niemand. Das Paket ist ein Antidepressivum für die taumelnde Finanzbranche, damit diese wieder Vertrauen fasst. Vertrauen in sich selbst. Wie erschüttert die Branche ist, zeigt - im Kleinen - die Verzichtsgeste von Deutsche Bank Chef Josef Ackermann. Er, der noch vor kurzem Renditemargen von 25 Prozent vorgab, der Mitarbeiter trotz hoher Gewinne entließ, ausgerechnet dieser Turbokapitalist gibt sich nun kleinmütig und solidarisch. Und dass die Finanzwelt überhaupt nach dem selben starken Staat ruft, jenem Staat, dem sie bisher immer vorwarf, die Wirtschaft nur zu gängeln, das ist die dritte und die größte Überraschung dieser Tage. All das zusammen lässt nur einen Schluss zu: Die Lage ist viel ernster als die allermeisten anfänglich vermuteten. Gesellschaftlich gewinnt vermutlich der "rheinische Kapitalismus" wieder an Boden; quasi als Gegenentwurf zur kalten Globalisierung, die uns erst die Jobs und dann das Geld aus dem Land spülte. Der Staat hat sich dabei in der Krise bewährt, er ist sogar stärker als die vermeintlich Stärksten (also die finanziell Potentesten). Doch auch der Staat steht erst noch vor seiner eigentlichen Bewährungsprobe. Wenn auf die Krise erst einmal eine Rezession folgt, dann benötigt der Staat sehr viel (Steuer-) Geld, um soziale Verwerfungen abzufedern. Jetzt kommt es erst einmal darauf an, das Rettungspaket wirken zu lassen. Führt es im internationalen Konzert zur Trendumkehr, so kommt auch Deutschland vermutlich mit einem blauen Auge davon. Machen die Aktienkurse aber weiterhin, was kopflose Spekulanten wollen, so wird der Staat 2009 noch einmal tief in die Kasse greifen müssen. Trotz ihres beinahe gegensätzlichen Wirtschaftsweltbildes haben Union und SPD jedenfalls in dieser Woche bewiesen, dass sie bereit sind, das Land zu führen. Bleibt zu hoffen, dass dieser Schwung im Wahlkampf nicht nachlässt. Die Finanzkrise kennt nämlich keine Parteien.
Originaltext: Rhein-Neckar-Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66730 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66730.rss2
Pressekontakt: Rhein-Neckar-Zeitung Manfred Fritz Telefon: +49 (06221) 519-0
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
165031
weitere Artikel:
- WAZ: Rettungspaket im Eilverfahren - Selbstbewusste Politik, demütige Manager. Leitartikel von Ulf Meinke Essen (ots) - Noch nie hat ein Gesetz so schnell die parlamentarischen Hürden genommen. Innerhalb weniger Tage raste der Gesetzestext durch Bundestag und Bundesrat, wurde per E-Mail zurück an die Regierung geschickt, dort ausgedruckt und zum Bundespräsidenten gebracht. Mit seiner Unterschrift besiegelte Horst Köhler den 500-Milliarden-Euro-Rettungsplan. Die Gesetzgebung im Ad-hoc-Verfahren haucht Managern Demut ein und gibt der Politik lange vermisstes Selbstvertrauen zurück. Während Josef Ackermann, der Chef der Deutschen Bank, freiwillig mehr...
- Allg. Zeitung Mainz: Eine neue SPD? Kommentar zum Parteitag Mainz (ots) - Der König ist tot, es lebe der König? Beck weg, und die Talsohle der SPD damit - angeblich - durchschritten? Starker Rückenwind für die Partei durch die Finanzkrise, weil die SPD schon immer sowohl Raubtierkapitalismus als auch naive Sozialromantik bekämpfte? Das wäre ein angenehmes Tableau für den Sonderparteitag, so recht zum Jubeln. Aber so einfach ist das Ganze nicht. Die Wunden, die beim Abgang des Pfälzers am Schwielowsee geschlagen, die Gräben, die aufgerissen wurden - all das will bewältigt sein. Und mit Münteferings mehr...
- AZBK: Eine neue SPD? Kommentar zum Parteitag Bad Kreuznach (ots) - Der König ist tot, es lebe der König? Beck weg, und die Talsohle der SPD damit - angeblich - durchschritten? Starker Rückenwind für die Partei durch die Finanzkrise, weil die SPD schon immer sowohl Raubtierkapitalismus als auch naive Sozialromantik bekämpfte? Das wäre ein angenehmes Tableau für den Sonderparteitag, so recht zum Jubeln. Aber so einfach ist das Ganze nicht. Die Wunden, die beim Abgang des Pfälzers am Schwielowsee geschlagen, die Gräben, die aufgerissen wurden - all das will bewältigt sein. Und mit Münteferings mehr...
- WZ: Eine neue SPD? Kommentar zum Parteitag Worms (ots) - Der König ist tot, es lebe der König? Beck weg, und die Talsohle der SPD damit - angeblich - durchschritten? Starker Rückenwind für die Partei durch die Finanzkrise, weil die SPD schon immer sowohl Raubtierkapitalismus als auch naive Sozialromantik bekämpfte? Das wäre ein angenehmes Tableau für den Sonderparteitag, so recht zum Jubeln. Aber so einfach ist das Ganze nicht. Die Wunden, die beim Abgang des Pfälzers am Schwielowsee geschlagen, die Gräben, die aufgerissen wurden - all das will bewältigt sein. Und mit Münteferings mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Peter Sodann Halle (ots) - Seine Äußerungen sind kein Ausrutscher, sondern spiegeln die Stimmung in Teilen der Linkspartei. Die Linke eben auch als Nachfolgerin der Staatspartei SED hat nie wirklich ihr Verhältnis zur Demokratie geklärt. Es wurde auch bewusst im Ungefähren gelassen, um Klientel wie die Anhänger der radikalen Kommunistischen Plattform nicht zu verprellen. Diese Strömung um Sarah Wagenknecht hat sich nicht einmal vom Stalinismus distanziert und wird völlig zu Recht vom Verfassungsschutz beobachtet. Es wird Zeit, dass sich die Linke endlich mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|