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WZ: Eine neue SPD? Kommentar zum Parteitag

Geschrieben am 17-10-2008

Worms (ots) - Der König ist tot, es lebe der König? Beck weg, und
die Talsohle der SPD damit - angeblich - durchschritten? Starker
Rückenwind für die Partei durch die Finanzkrise, weil die SPD schon
immer sowohl Raubtierkapitalismus als auch naive Sozialromantik
bekämpfte? Das wäre ein angenehmes Tableau für den Sonderparteitag,
so recht zum Jubeln. Aber so einfach ist das Ganze nicht. Die Wunden,
die beim Abgang des Pfälzers am Schwielowsee geschlagen, die Gräben,
die aufgerissen wurden - all das will bewältigt sein. Und mit
Münteferings lakonischer Rhetorik à la "Partei gut, Fraktion gut,
Glück auf" ist es da natürlich nicht getan. Der neue Parteichef, aber
auch Kanzlerkandidat Steinmeier - sie müssen beide friedenstiftende
Worte finden nach diesem Chaos, das vermutlich viel mehr Menschen in
und außerhalb der Partei erschreckt hat, als nach außen sichtbar. Vor
allem Müntefering ist gefragt. Über dem Delegiertentreffen hängt fast
wie ein Damoklesschwert der Verdacht, der Sauerländer habe es
zumindest billigend in Kauf genommen, dass Leute aus seinem
Vertrautenkreis eine finale Mobbing-Attacke gegen Beck ritten. Dass
der Pfälzer nicht zum Parteitag kommt, ist psychologisch
nachvollziehbar, aber gut ist es nicht. Er hätte dem Vorwurf
"beleidigte Leberwurst" entgehen und Aug' in Aug' zur Sachaufklärung
beitragen können. Der Parteitag muss inhaltlich und mental Weichen
stellen für die Bundestagswahl 2009. Denn der Wähler will wissen:
Gibt es eine neue SPD, die in Zeiten der Finanzkrise zu guter Form
aufläuft? Steinbrück hat sich in der Regierung als exzellenter
Manager gezeigt; das kann auch die Genossen nicht unbeeindruckt
lassen, die seinen ökonomischen Kurs - deutlich rechts von der
SPD-Mitte - ablehnen. Womöglich stiehlt der spröde Finanzminister den
beiden frisch gekürten Partei-Darlings Müntefering und Steinmeier am
Ende noch die Show.

Originaltext: Wormser Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65601
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_65601.rss2

Pressekontakt:
Wormser Zeitung
Isabell Zeitinger
Telefon: +49-(0)6131/48-5987
Fax: +49-(0)6131/48-5868
crossmedia@vrm.de


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