Börsen-Zeitung: Was will Porsche wirklich? Kommentar zur Porsche-Absichtserklärung, die volle Kontrolle über Volkswagen anzustreben, von Peter Olsen.
Geschrieben am 27-10-2008 |
Frankfurt (ots) - Die Kursbewegungen der VW-Stammaktie sorgen bei Marktteilnehmern zunehmend für Ärger. Mit einigem Recht, denn die Ausschläge sind mit der Geschäftsentwicklung des größten europäischen Autokonzerns in keiner Weise zu erklären. Manche sprechen schon von "totaler Marktmanipulation". Bei der BaFin gibt es zu den Vorgängen unverändert keinen Kommentar.
Nach hektischen Ausschlägen der VW-Aktie bis in die derivativ getriebenen spekulativen Höhen von 452 Euro war das Papier bis Freitag wieder in "normalere" Regionen von 210 Euro zurückgekommen. Nicht wenige Shortseller sahen wieder Chancen, offene Positionen mit geringerem Verlust glattstellen zu können, da kam die Zuffenhausener Transparenzinitiative am Sonntagnachmittag dazwischen: Man halte bereits 42,6% des VW-Stammkapitals und könne letztlich über cash-gesettelte Optionen auf 74,1% zugreifen. Mit dieser Offenlegung solle Shortsellern Gelegenheit gegeben werden, "ihre Positionen in Ruhe und ohne größeres Risiko aufzulösen".
Mit der Ruhe war es am Montag aber schnell vorbei. Denn offengelegt hat Porsche vor allem, dass - nach Abzug der von Niedersachsen und Porsche gehaltenen oder zugesicherten Anteile am Wolfsburger Konzern - der verbleibende Streubesitz kaum mehr als 5% beträgt und damit augenscheinlich noch kleiner ist als von den Marktteilnehmern befürchtet. Zudem dürften vom kleinen Rest viele Aktien gar nicht frei verfügbar sein, weil sie beispielsweise in Fondskonstruktionen eingebunden sind. Der so ausgelöste Super Short Squeeze trieb die VW-Stammaktie auf ein Allzeithoch von zeitweise 635 Euro, eine Verdreifachung zum Freitag.
Dieser noch nie da gewesene Vorgang, eingebettet in ein extrem schwaches Marktumfeld, wirft Fragen auf. Warum beispielsweise wurde die VW-Stammaktie nicht vom Handel ausgesetzt? Und vor allem: Was will Porsche wirklich? Denn selbst für den Fall, dass der Sportwagenbauer im nächsten Jahr auf 75% aufstocken würde, hätte er damit noch längst nicht die Chance auf einen Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag, solange die VW-Satzung hier eine Hürde von 80% vorsieht. Und wie will Porsche eine solche Aufstockung finanziell stemmen? Ganz am Rande: VW-Vorzüge fielen gestern um bis zu 15%, Porsche-Vorzüge büßten in der Spitze 18% ein.
Originaltext: Börsen-Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2
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