Rheinische Post: In Hessen siegt die Demokratie
Geschrieben am 04-11-2008 |
Düsseldorf (ots) - von Martin Kessler
Das Volk liebt den Verrat, aber nicht den Verräter. Das dürften jetzt auch die drei neuen Abweichler der hessischen Landtagsfraktion zu spüren bekommen. Dennoch müsste SPD-Chef Müntefering ihnen dankbar sein. Denn sie haben ihm das zentrale Glaubwürdigkeitsproblem der SPD abgenommen - den Umgang mit der Linkspartei. So schnell wird niemand mehr bei den Sozialdemokraten einen solch offenen Wortbruch wagen. Der jetzigen Führung ist also zu trauen, dass sie 2009 ein Bündnis mit der Partei Gysis und Lafontaines auf jeden Fall vermeiden wird. Und das ist gut so - in Hessen wie in Deutschland. Für das wirtschaftsstärkste Bundesland läuft es nun auf Neuwahlen hinaus. Der SPD wird ihr fulminanter Wahlsieg wieder genommen. Nach den jetzigen Umfragen dürfte sie in Hessen auf den bundesweit üblichen 25 Prozent landen. Die unglückselige SPD-Chefin Ypsilanti verstand es - wie einst Hannibal - zu siegen, aber nicht, ihren Sieg zu nutzen. Zu ihrem Wortbruch kamen schwere handwerkliche Schnitzer wie die fehlende Einbindung der Parteirechten und die mangelnde Kenntnis der wahren Einstellung ihrer Parteifreunde. Aber sie hätte auch wissen müssen, dass ein Bündnis, das von 70 Prozent der Wähler abgelehnt wird, auf Dauer keine Chance hat. So hat am Ende die Demokratie gesiegt.
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