Allgemeine Zeitung Mainz: Zu spät - zu Eon und RWE
Geschrieben am 11-11-2008 |
Mainz (ots) - Möglichst großer Wettbewerb ist die beste Voraussetzung für freie Marktwirtschaft. Je weniger Anbieter für eine Ware oder Dienstleistung vorhanden sind, desto problematischer für den Kunden, denn er ist dann schnell dem Preisdiktat von Monopolisten ausgeliefert. Aus diesem Grund gibt es Kartellbehörden, die darauf achten, dass der Wettbewerb auch gegen hohen Kapitaleinsatz seine Chance hat und der Verbraucher einen fairen Preis bekommt. Genau das wurde gestern im Fall der Stromriesen Eon und RWE versucht. Deutschlands führender Energieversorger Eon darf sich nicht an den Stadtwerken Eschwege beteiligen. Die Aufsicht hat damit zum ersten Mal in einen Marktliberalisierungsprozess eingegriffen, der vor zehn Jahren begonnen hatte und zum Ziel hat, auch in einem Wirtschaftszweig mehr Wettbewerb zu schaffen, der vor allem aus technischen Gründen monopolartig strukturiert ist. Wer die Leitungen hat, bestimmt, wieviel und zu welchem Preis Strom oder Gas von Wettbewerbern jenseits der Grenzen zum deutschen Kunden fließen kann. Nur wenn dieses Prinzip dauerhaft aufgebrochen wird, hat der Verbraucher eine Chance, sich den Preisgünstigsten auszusuchen. Besitzen die Konzerne auch noch relevante Anteile an Stadtwerken, also an den Unternehmen, die den Verbraucher unmittelbar beliefern, ist es mit dem Wettbewerb noch weit schwieriger. Das höchstrichterliche Nein ist zumindest der Versuch, den Konzernen Einhalt zu gebieten. Doch das Urteil kommt zu spät. Eon und RWE suchen ihre Zukunft nämlich längst nicht mehr im Ausbau nationaler Absatzmärkte, sondern im Ausbau der Energieerzeugung und zwar weltweit. Das gestrige Urteil ist sicher ein Sieg der Kartellwächter. Ob der Endverbraucher aber wirklich etwas davon haben wird, muss sich erst noch erweisen.
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