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Börsen-Zeitung: Amex in der Liquiditätsfalle, Kommentar zum Kreditkartenkonzern American Express von Karin Böhmert

Geschrieben am 11-11-2008

Frankfurt (ots) - So schnell kann es gehen in diesen Tagen: Der
US-Kreditkartenkonzern American Express (Amex) hat vor nicht mal
einer Woche einen Antrag auf Umwandlung in eine Bank als Holding
gestellt und jetzt dafür von der US-Notenbank Fed grünes Licht
erhalten. Die Fed prüfte dieses Vorhaben in einem Eilverfahren - bei
American Express brennt offensichtlich der Baum.

Der Bankstatus verschafft American Express Zugang zum 700 Mrd.
Dollar schweren staatlichen Rettungspaket der USA. Amex-Chef Kenneth
Chenault erhofft sich durch die Umwandlung in eine Bankholding mehr
Flexibilität und Stabilität im schwierigen wirtschaftlichen Umfeld,
soll heißen: Zugang zu Kapital und "diversifizierten
Refinanzierungsquellen".

Einen wesentlichen Teil ihres Liquiditätsbedarfs hatte Amex bisher
über die Ausgabe von mit Kreditkartenforderungen besicherten Asset
Backed Securities (ABS) und sonstigen unbesicherten Wertpapieren
refinanziert. Von den geplanten 27 Mrd. Dollar, die 2008 aufgenommen
werden sollen, sind bis Ende September erst 22,5 Mrd. in den Büchern.
Hier klafft also eine Lücke von rund 5 Mrd. Dollar. Und auch die
Fälligkeit der bisher emittierten Papiere gibt Anlass zur Sorge: 6,3
Mrd. Dollar sind es allein bis Jahresende, aber beachtliche 20,3 Mrd.
Dollar im nächsten Jahr und 15,6 Mrd. Dollar 2010.

Die Chance, sich über mit Kreditkartenforderungen besicherte ABS
breit zu refinanzieren, dürfte im gegenwärtigen Umfeld gleich null
sein. Die Ausfälle bei Kreditkartenforderungen haben sich allein bei
American Express in kürzester Zeit mehr als verdoppelt, die Rate der
Kredite mit Zahlungsverzug steigt unweigerlich weiter an und die
Aussichten für die Kartenbranche, vor allem in den USA, werden als
düster bezeichnet. Nach der Subprime-Krise droht das nächste Debakel
im Kartenmarkt, wenn sich die Wirtschaft weiter abschwächt und die
Entlassungswelle der Unternehmen anhält. Die Kreditausgaben der
Konsumenten via Karte sinken und damit die Erlöse der
Kartenemittenten, während gleichzeitig die Abschreibungen auf die
Forderungen rasant zunehmen. Klappt dann auch die Refinanzierung über
meist recht kurzfristige ABS nicht mehr, steckt man umgehend in der
Liquiditätsfalle. American Express kann sich nur noch an die höchste
Stelle wenden; diese garantiert auch langlaufende Anleihen bis 2012 -
und das recht schnell.

Originaltext: Börsen-Zeitung
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Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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