Berliner Morgenpost: Die Kinder müssen deutsch lernen - Kommentar
Geschrieben am 24-11-2008 |
Berlin (ots) - Er ist erst seit zwei Wochen im Amt und macht schon Schlagzeilen. Bundesweit. Via "Bild"-Zeitung hat der neue Vorsitzende der Grünen, Cem Özdemir, gestern mehr Türkisch-Unterricht an deutschen Schulen gefordert. Ein Vorschlag, der bei der CDU in Özdemirs politischem Heimatland Baden-Württemberg umgehend Widerspruch hervorrief. Man solle sich auf die wesentlichen Ziele in der Bildungspolitik konzentrieren und nicht immer neue Fächer in den Schulen einführen. Türkisch zähle nicht zu den global relevanten Fremdsprachen, mit denen die Schüler später einmal durch die Welt kommen müssten, hieß es. So weit, so richtig. Doch keiner sollte Özdemir bewusst missverstehen - was schnell passieren kann, wenn man nur die Schlagzeile liest. Der Grünen-Chef - zur Erinnerung: der erste Parteivorsitzende in Deutschland mit Migrationshintergrund - hat nicht vorgeschlagen, dass türkische Kinder nur noch Türkisch lernen sollen. Özdemir will, dass Kinder aus Einwandererfamilien ihre, wie er sagt, Mehrsprachigkeit entfalten können. Und stellt deshalb zu Recht die Frage, warum an deutschen Schulen neben Englisch, Französisch, Spanisch und Russisch nicht auch Türkisch unterrichtet wird. Und natürlich können Schulen ein solches Fach anbieten, wenn sie sich damit im Wettbewerb der Schulen untereinander profilieren wollen, wenn sie dazu die Lehrer und die finanziellen Mittel haben. Das Grundproblem in den deutschen Schulen wird aber nicht mit einem Fach Türkisch gelöst. Wie die letzte Auswertung der Pisa-Studie erst in der vergangenen Woche gezeigt hat, hat sich die Situation von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund in den vergangenen Jahren kaum verbessert. Die Verantwortlichen in den Schulen schaffen es nicht, diese Kinder zu den gleichen Schulerfolgen zu führen wie deutschsprachige Kinder. Viele der Migrantenkinder können kaum oder kein Deutsch, wenn sie in die Vorschule kommen. Sie sprechen auch später zu Hause nur Türkisch (oder Arabisch), sie sehen dank Satellitenfernsehen nur türkischsprachige Sender. Aber um im Schul- und Berufsleben zurechtzukommen, müssen sie die deutsche Sprache lernen. Dazu gehören Lesefähigkeit, Rechtschreibung, Grammatik und die richtige Aussprache. Wahrscheinlich überfordert man die Lehrer, wenn man ausschließlich sie verantwortlich für die Erfolge der Einwandererkinder macht. Die Eltern - wie oft ist es schon gesagt worden - müssen mittun, sie müssen Wert auf gute Bildungsabschlüsse ihrer Kinder legen. Özdemir wird sich in seiner Funktion als grüner Bundesvorsitzender immer wieder zu den Integrationsproblemen äußern müssen. Er tut gut daran zu sagen, dass Integration keine Einbahnstraße ist. Dass Integration mit Fördern und Fordern zu tun hat. Und dass es ein Muss ist, die deutsche Sprache zu beherrschen.
Originaltext: Berliner Morgenpost Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2
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