Südwest Presse: Kommentar zu Konjunktur, Ausgabe vom 8.12.08
Geschrieben am 07-12-2008 |
Ulm (ots) - In der Krise ist guter Rat besonders teuer. Soll Stuttgart ein eigenes Investitionsprogramm auflegen, der David Baden-Württemberg den Kampf gegen den Goliath Weltfinanzkrise aufnehmen? Oder soll der exportabhängige Südwesten darauf bauen, dass Washington, dass Brüssel, dass Berlin schon das Notwendige tun, um die Wirtschaft anzukurbeln? Es ist eine Gratwanderung, auf die sich Regierungschef Günther Oettinger mit seinen Plänen eingelassen hat - zumal sie die Politik ausgeglichener Etats und damit sein Markenzeichen gefährden. Tut er nichts, handelt er sich den Vorwurf des untätigen Bürokraten ein, der die Krise verwaltet statt sie zu bekämpfen. Wird er aktiv, darf das Paket nicht als wirkungsloses "Progrämmle" verpuffen. Ohnehin geplante und notwendige Investitionen, etwa für den Straßenbau, vorzuziehen, macht in der jetzigen Ausnahmesituation mehr Sinn als die in besseren Zeiten leider oft vergessene Tilgung von Altschulden - vorausgesetzt, dass von den Investitionen tatsächlich heimische Firmen und Arbeitskräfte profitieren. Als Ergänzung zu den Maßnahmen des Bundes kann ein Engagement des Landes also hilfreich sein. Doch Oettinger muss aufpassen, dass er bei den ohnehin schon weit geöffneten Schleusen für Landesausgaben - Stichworte: Salem, Landesbank, Porzellanmanufaktur - noch den Überblick über den Geldabfluss behält. Wie bei jeder Gratwanderung kommt es auf die richtige Balance an.
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