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Westdeutsche Zeitung: US-Notenbank senkt Leitzins dramatisch = von Peter De Thier

Geschrieben am 17-12-2008

Düsseldorf (ots) - Die letzten Zweifel darüber, dass es sich im
wahrsten Sinne des Wortes um eine "historische" globale
Wirtschaftskrise handelt, hat US-Notenbankchef Ben Bernanke nun aus
der Welt geschaffen. Denn zu keinem Zeitpunkt seit ihrer Gründung vor
95 Jahren hatte die Zentralbank in Washington den Leitzins so weit
heruntergeschraubt wie jetzt.
Doch damit nicht genug. Die Währungshüter beackern mittlerweile auch
Felder, die früher die ausschließliche Domäne privater Investoren
waren. Sie entlasten Banken, die sich am Häusermarkt übernommen haben
und auf faulen Hypothekenanleihen sitzen. Zudem betätigt sich die
Notenbank in zunehmendem Maße als direkter Geldgeber für
angeschlagene Finanzinstitute, die Bares brauchen, um sich über
Wasser zu halten. Und sie trägt zur Teilverstaatlichung führender
Privatbanken bei und gibt damit den Kapitalismus nach amerikanischem
Vorbild der Lächerlichkeit preis.
Fast täglich lässt sich Bernanke neue Maßnahmen einfallen, um den
Kreditmärkten Leben einzuhauchen und damit die weltgrößte
Volkswirtschaft wieder auf Trab zu bringen. Ganz ungefährlich ist der
massive Feuerwehreinsatz aber nicht. Schließlich könnte die Notenbank
irgendwann ihr Pulver verschossen haben. Was geschieht, wenn die
Märkte dann nach wie vor eingefroren sind und die Konjunktur noch
tiefer einbricht?
Dieses kalkulierte Risiko musste in Kauf genommen werden. Denn zu
Recht warnen Experten vor der akuten Gefahr einer weltweiten
Deflation. Zeitgleich mit dem Rückgang der Wirtschaftsleistung fallen
nämlich auch die Preise. Für Verbraucher, die weniger für Sprit und
Lebensmittel ausgeben müssen, mag das angenehm sein. Wenn aber ihre
Vermögen weiter an Wert verlieren, von Aktiendepots bis hin zu
privaten Immobilien, dann dreht sich die Abwärtsspirale weiter.
Haushalte, Unternehmen und vor allem Banken bleiben auf ihrem Geld
sitzen, und die Wirtschaft erstarrt.
Um dieses Horrorszenario abzuwenden, waren drastische Maßnahmen
unverzichtbar. Eine Garantie enthält der historische Schritt seitens
der Notenbank nicht. Doch gibt er Anlass zur Hoffnung, dass
Schlimmeres vermieden werden kann und vielleicht im nächsten Jahr
Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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