LVZ: Nothilfe vor Somalia
Geschrieben am 19-12-2008 |
Leipzig (ots) - Von Bernd Hilder Deutschlands Ruf in der Welt hätte gelitten, wenn sich ausgerechnet die Exportnation Nummer eins vor dem Kampf gegen Piraten vor Somalia gedrückt hätte. Sichere Seewege sind Lebensadern. Von ihnen hängen in der Bundesrepublik hunderttausende von Arbeitsplätzen und ein guter Teil unseres Wohlstands ab. Es ist ein Akt notwendiger internationaler Solidarität und Nothilfe, wenn der Bundestag mit breiter Mehrheit grünes Licht gibt für die im Hafen von Dschibuti wartende Fregatte Karlsruhe und bis zu 1400 Soldaten zur Piratenjagd vor Somalia. Viel zu lange haben sich die Regierungen von Washington über Paris und Berlin bis Moskau und Neu-Delhi von international organisierten und bestens bewaffneten Kriminellen vorführen lassen. Die Piratenjagd oder, wie Verteidigungsminister Jung lieber und etwas verharmlosend formuliert, das Abschrecken von Piraten, ist kein Kriegseinsatz im eigentlichen Sinn, aber trotzdem nicht ungefährlich. Nach dem Beschluss des Bundestages ist jetzt das Verteidigungsministerium in der Pflicht, den Soldaten, die Leib und Leben für andere riskieren, die beste mögliche Ausrüstung zur Verfügung zu stellen. Beim Afghanistan-Einsatz ist das nicht immer der Fall. Politisch naiv wirkt angesichts der großen Einigkeit im Bundestag, dass sich die Linke der Marine-Mission verweigert - und stattdessen einen Einsatz von Polizei und Küstenwache am Horn von Afrika vorschlägt. Das ist unrealistische Tagträumerei und nicht mehr als Opposition um der Opposition willen. Weder Küstenwache noch Polizei könnten sich gegen schwer bewaffnete Piraten auf See oder kriminelle Banden an Land durchsetzen. Ohne feste Stützpunkte in Somalia aber wäre der Vorschlag der Linken überhaupt nicht in die Tat umzusetzen. Einen Landeinsatz aber will die Staatengemeinschaft nach Möglichkeit und aus Gründen der Vernunft vermeiden. Es wären zehntausende von Soldaten für viele Jahre notwendig, um das somalische Chaos in den Griff zu bekommen. Trotz der Teilnahme der Bundesmarine an der Operation Atalanta bleibt offen, wie sicher die weiten Gewässer vor der nordostafrikanischen Küste tatsächlich werden. Nur wenige Kriegsschiffe sollen ein Gebiet achtmal so groß wie Deutschland kontrollieren. Das ist ohne zukünftige Verstärkung eine kaum zu bewältigende Herausforderung. Besonders Seemächte wie die USA oder Russland sind gefordert, sich endlich stärker und konsequenter gegen Piraterie zu engagieren. Vornehmlich Schiffe mit humanitären Gütern zu schützen und die Verantwortung weiter auf die privaten Reedereien abzuschieben, ist keine akzeptable Dauerlösung.
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
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