Allg. Zeitung Mainz: Druck erhöhen (Kommentar zu Piratenjagd)
Geschrieben am 26-12-2008 |
Mainz (ots) - Nur wenige Stunden nachdem die Bundesmarine im Rahmen der EU-Mission Atalanta in den Anti-Piraten-Einsatz gestartet war, wurde es auch schon ernst - die deutschen Soldaten mussten einem ägyptischen Frachter zur Hilfe eilen. Und das mit Erfolg, allein die Anwesenheit eines Kampfhubschraubers vertrieb die Piraten, die Abschreckung hat funktioniert. Doch diese schnelle Feuertaufe für die Besatzung der "Karlsruhe" sollte nicht darüber hinweg täuschen, dass der Kampf gegen die immer dreister vorgehenden Kriminellen kaum zu gewinnen ist. Denn das Seegebiet vor Somalia ist so groß, dass nicht jedes Frachtschiff geschützt werden kann. Die Reichweite der Kriegsschiffe und ihrer Hubschrauber ist eben begrenzt. Andererseits ist ein entschlossenes Handeln der internationalen Gemeinschaft dringend erforderlich. Zu lange schon haben sich die Regierungen in Europa, Amerika und Russland von den gut organisierten Piraten vorführen lassen. Sie kapern auf einer der wichtigsten Handelsrouten der Welt Schiffe, rauben die Ladung und verschleppen Menschen - bisher fast ohne eigenes Risiko. Die Mission Atalanta muss deshalb, wenn nötig, auch so erweitert werden, dass auf die Piraten ein noch höherer Druck ausgeübt werden kann. Der Einsatz der Bundesmarine macht allerdings ein Dilemma der deutschen Beteiligung an militärischen Einsätzen deutlich. Während vor der Küste von Somalia militärisch Präsenz und Stärke gezeigt wird, befinden sich die Bundeswehrsoldaten in Afghanistan aufgrund des politisch nur undeutlich erteilten Mandats und der immer wieder zutage tretenden Mängel in der Ausrüstung in einem sehr gefährlichen Einsatz. Soll die Bundeswehr dem Druck der Taliban erfolgreich Stand halten, braucht sie auch am Hindukusch ein robustes Mandat.
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