Allg. Zeitung Mainz: Gepokert und verloren (Kommentar zum Flughafen Hahn)
Geschrieben am 12-01-2009 |
Mainz (ots) - Das ist schon ein ziemlich starkes Stück, das in Dublin, Frankfurt und auf dem Hahn in den vergangenen Wochen aufgeführt worden ist. Da pocht die Mutter des defizitären Flughafens Hahn, die Fraport AG, auf die Einführung einer Passagiergebühr, des so genannten Hahn-Talers in Höhe von drei Euro. Und der irische Billigflieger Ryanair reagiert darauf mit der Drohung, Flugzeuge vom Airport abzuziehen. Wohl gemerkt: Bei dem Hahn-Taler hätte es sich um eine Gebühr für Flugreisende gehandelt, die diese sicherlich verkraftet hätten. Doch offenbar wollte Ryanair um nahezu jeden Preis einen Präzedenzfall vermeiden. Das Schreckensszenario hat gewirkt: Der Hahn-Taler kommt nicht, stattdessen will das Land Rheinland-Pfalz offenbar die Flughafen-Anteile von der Fraport übernehmen. Um mit den Worten von Verkehrsminister Hering zu sprechen: Das Land hat die Reißleine gezogen. Man könnte aber auch sagen: Es hat sich erpressen lassen. Wer die Zeche für dieses Bubenstück zahlt, steht bereits fest: Es ist wieder einmal der Steuerzahler. Denn mit den Anteilen der Fraport würde Rheinland-Pfalz die Pflicht übernehmen, das Defizit an dem früheren US-Fliegerhorst auszugleichen. Auch das Projekt Terminalerweiterung würde dann in Landesregie erledigt werden müssen und so zu weiteren Kosten für den Staat führen. Immerhin werden damit mehrere Tausend Arbeitsplätze in einer strukturschwachen Region gesichert. Dem Mainzer Verkehrsminister Hering kann man sicher nicht vorwerfen, er tue nicht alles, um die Jobs im Hunsrück zu halten. Dennoch wirft es kein gutes Licht auf ihn, wenn unter seiner Ägide der Hahn-Taler erst groß verkündet, das Projekt dann aber rasch fallen gelassen wird, nur weil das Land unter Druck gerät. Was bleibt, ist der Eindruck, dass der Intimus von Kurt Beck offenbar der schlechtere Pokerspieler ist - zu Lasten des Steuerzahlers.
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