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Sparen auf Kosten der Patienten: AOKs führen Monatspauschalen ein und gefährden die qualitativ hochwertige Versorgung von über 10.000 Inkontinenzpatienten

Geschrieben am 20-01-2009

Berlin (ots) - Um Wirtschaftlichkeitsreserven zu erschließen,
haben die AOKs Brandenburg, Berlin und Sachsen-Anhalt die Versorgung
ihrer Versicherten mit medizinischen Hilfsmitteln ausgeschrieben. Das
Vergabeverfahren steht nun kurz vor dem Abschluss. Auf die über
10.000 betroffenen Inkontinenzpatienten der drei AOKs kommen
gegebenenfalls einschneidende Veränderungen in ihrer Versorgung zu.
Sollten die Zuschläge erteilt werden, ist eine Versorgung dieser
Versicherten, die nach einem Unfall oder durch eine Erkrankung auf
ableitende Inkontinenzartikel wie Katheter oder Urinalkondome
angewiesen sind, durch ihren bisherigen Leistungserbringer nicht mehr
möglich. Eventuell werden die Betroffenen auch nicht mehr mit ihren
bisherigen, gewohnten Produkten versorgt. Die Versorgung und
Betreuung ist künftig nur noch durch den Ausschreibungsgewinner
möglich. Entweder die Betroffenen akzeptieren die Versorgung durch
die neuen, exklusiven Vertragspartner der Kasse oder sie müssen ihre
Hilfsmittelversorgung komplett aus eigener Tasche bezahlen.

Erschwerend für die Sicherstellung einer patientenorientierten
Versorgung kommt hinzu, dass die genannten AOKs die
Inkontinenzhilfsmittel auf Basis von monatlichen
Versorgungspauschalen ausgeschrieben haben. Hier besteht die Gefahr
für den Patienten, dass der Ausschreibungsgewinner Abstriche in der
Qualität der Versorgung macht, um für den vereinbarten Preis zu
versorgen. Dies zeichnet sich insbesondere ab, weil die AOKs nicht
definiert haben, welche Leistungen Bestandteil der jeweiligen
Pauschale sein sollen. Interpretationsspielräume in Bezug auf die
Versorgungsqualität sind also vorprogrammiert.

"Bei der Ausschreibung der AOKs Brandenburg, Berlin und
Sachsen-Anhalt kommt erschwerend hinzu, dass wesentliche
Informationen über die betroffenen Versicherten in der Ausschreibung
fehlten", erläutert Klaus Grunau, Vorstandsmitglied des
Bundesverbandes Medizintechnologie e.V. "Allein die Angabe der Anzahl
der Versicherten und der Versorgungsmonate reichen nicht aus, um eine
korrekte bzw. realistische Kostenkalkulation für die Versorgung von
Menschen, die auf ableitende Inkontinenzartikel angewiesen sind,
durchzuführen. Der Hilfsmittelverbrauch ist in diesem Bereich sehr
unterschiedlich. Parkinson-Patienten haben einen anderen Verbrauch
und Beratungsbedarf als junge Querschnittgelähmte. Mit einer
Pauschale kann hier nicht ordentlich versorgt werden."

Dass Ausschreibungen generell der falsche Weg bei der Versorgung
mit medizinischen Hilfsmitteln sind, davon ist Wolfram-Arnim
Candidus, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Versicherte und
Patienten e.V. und Unterstützer des Aktionsbündnisses "meine Wahl!"
überzeugt: "Wenn der Preis das ausschlaggebende Kriterium für den
Zuschlag ist und kein Wert mehr auf Qualität und Mitsprache gelegt
wird, dann sind die Probleme vorprogrammiert. Aber es gibt Wege für
Versicherte, dagegen anzukämpfen. Wir müssen die Krankenkassen davon
überzeugen, nicht auszuschreiben, sondern den Weg der
Vertragsverhandlung zu gehen und dabei eine optimale Servicequalität
festlegen, die auch kontrolliert wird. Entscheiden sich die Kassen
dennoch für die Ausschreibung, kann der Versicherte aktiv von seinen
Rechten Gebrauch machen. Ein möglicher Weg ist der Wechsel zu einer
Kasse, die mir die Wahl lässt und mir nicht den Versorger
vorschreibt."

Bereits im letzten Jahr haben tausende gesetzlich
krankenversicherte Hilfsmittelnutzer bei Ausschreibungen anderer
Krankenkassen Qualitätsverluste hinnehmen müssen. Teilweise führten
Ausschreibungen für die Patienten zu nicht akzeptablen
Versorgungssituationen und zu Produktumstellungen auf nicht
hinreichende Hilfsmittel. Im Aktionsbündnis "meine Wahl!" haben sich
seit Juni letzten Jahres bundesweit Menschen mit Behinderungen,
Selbsthilfevereinigungen, Hilfsmittelhersteller und
Versorgungspartner wie Sanitätshäuser und Homecare-Unternehmen
zusammengeschlossen, um das Recht auf freie Wahl des
Versorgungspartners im Hilfsmittelbereich zu erhalten und eine
bedarfsgerechte, qualitätsgesicherte und dem Stand der Technik
entsprechende Versorgung mit Hilfsmitteln sicherzustellen. Insgesamt
80 Unternehmen und Organisationen (Stand: Januar 2009) unterstützen
bereits die Arbeit und die Ziele des Bündnisses, darunter die
Inkontinenz Selbsthilfe e.V., der Deutsche Rollstuhl-Sportverband
e.V., die Deutsche Gesellschaft für Versicherte und Patienten e. V.
und die Deutsche Parkinson Vereinigung e.V.

Originaltext: Aktionsbündnis "meine Wahl!"
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/71746
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_71746.rss2

Pressekontakt:
Pressekontakt:
Bärbel Hestert-Vecoli
Aktionsbüro "meine Wahl!"
c/o Weber Shandwick
Schönhauser Allee 37, Geb. P
10435 Berlin
Tel. 030-20351-27
Fax. 030-20351-29
Email: bhestert@webershandwick.com
www.buendnis-meine-wahl.de


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