 Thüringer Allgemeine: Münze / Von Sergej LOCHTHOFEN
Geschrieben am 09-02-2009 |
Erfurt (ots) - So einen nennt man wohl Deserteur. Nicht, dass
Michael Glos in den letzten Monaten als besonders kreativ auffiel.
Nein, das kann man von ihm kaum behaupten. Und, dass er jemandem
wirklich fehlen dürfte, auch nicht. Aber mitten in der schwersten
Krise, sich als Wirtschaftsminister einfach davonzustehlen, das hätte
ihm nun doch niemand zugetraut. Er darf sich jetzt in einer Reihe mit
Lafontaine und Gysi sehen.
Das politische Berlin reagierte nicht nur überrascht, sondern
sogar kopflos. Viel Platz für Verschwörungstheorien. Ist das
vielleicht schon der Versuch der CSU, die Große Koalition platzen zu
lassen? Die Gelegenheit scheint günstig. Bis zur Wahl ist es noch ein
knappes halbes Jahr und an bayerischen Stammtischen könnte die Volte
sicherlich Gefallen finden.
Doch das Leben ist in der Regel weit weniger fein gesponnen. Am
Ende dürfte die Unzufriedenheit mit dem Mann in der eigenen Partei
ausschlaggebend gewesen sein. Und die Tatsache, dass der neue
Parteichef in München die Zukunft bereits ohne den
Wirtschaftsminister plant.
Der Rückzug war damit die letzte Möglichkeit für Glos, einem
Seehofer mit gleicher Münze heimzuzahlen. Es geht also nicht um
Deutschland, es geht nicht um Bayern, sondern um die alten
Macho-Spielchen der Macht. Wie du mir, so ich dir. So einfach kann
Politik sein.
Originaltext: Thüringer Allgemeine
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Thüringer Allgemeine
Mirko Krüger
Telefon: 0361 / 227 51 51
M.Krueger@thueringer-allgemeine.de
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