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Börsen-Zeitung: Wärmendes Strohfeuer, Kommentar von Peter Olsen zu Forderungen der Autobranche nach einem längeren Aufrechterhalten der Abwrackprämie

Geschrieben am 12-02-2009

Frankfurt (ots) - Wenn gar nichts mehr hilft, wird gerne auch nach
dem letzten Strohhalm gegriffen. Von der Abwrackprämie, etwas
euphemistisch als Umweltprämie getarnt, hat sich die Autobranche im
Grunde nicht mehr als ein Strohfeuer in diesen frostigen Zeiten
erhofft. Jetzt strömen die Kunden in die Autohäuser, getrieben von
der Angst, mit ihrem Antrag auf die Prämie zu spät zu kommen, und die
Hersteller äußern umgehend den Wunsch, die Regierung möge noch ein
paar Scheite nachlegen.

Solange Hersteller, Zulieferer und Kfz-Handel von der Hand in den
Mund leben, weil keiner weiß, wann sich die Nachfrage auf einem
auskömmlichen Niveau normalisiert, könnte man für dieses Ansinnen,
das Strohfeuer etwas länger am Leben zu halten, durchaus Verständnis
aufbringen. Jedoch verkennen die Lobbyisten die immense Gefahr des
Gewöhnungseffekts. Würde die Abwrackprämie über dieses Jahr hinaus
aufrechterhalten, würden sich jetzt animierte Käufer möglicherweise
wieder in die Lethargie zurückfallen lassen, die schon seit Jahren
das schleppende Inlandsgeschäft prägt.

Im Übrigen kann durchaus darüber gestritten werden, was eigentlich
ein normales Neuzulassungsniveau in Deutschland bedeutet. Von den
jahresdurchschnittlich 3,5 Millionen Fahrzeugen, wie lange Zeit
propagiert, hat man sich aufgrund der erreichten Fahrzeugdichte
verabschieden müssen. Selbst die Annahme, dass dauerhaft ca. 3
Millionen Neuwagen im Inland abgesetzt werden dürften, kann mit
Fragezeichen versehen werden. So oder so, die vorhandenen Kapazitäten
sind zu üppig, ein notwendiger Rückschnitt würde mit einer
Prolongation künstlicher Kaufimpulse wie der staatlich finanzierten
Abwrackprämie nur verlängert.

Die Verschrottungsprämie kann und soll nur eine begrenzte
Überbrückung sein. Vielleicht würde die Prämie diese Funktion besser
erfüllen, wenn das zur Verfügung gestellte Volumen nicht gedeckelt
wäre. Also zeitliche Befristung ja, aber zugleich Sicherheit geben,
dass jeder 2009 gestellte Antrag auch zum Erfolg führt - das würde
zum einen den Kaufanreiz belassen, aber zum anderen das irrationale
Wettrennen um verfügbare Kleinwagen eindämmen. Der frühere
US-Präsident George W. Bush hatte der heimischen Branche auf ihre
Hilferufe einmal geantwortet, sie sollten "relevante" Autos bauen.
Das stünde auch den europäischen Herstellern gut zu Gesicht.

(Börsen-Zeitung, 13.2.2009)

Originaltext: Börsen-Zeitung
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Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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