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Südwest Presse: Kommentar zu Ehrenmorde

Geschrieben am 13-02-2009

Ulm (ots) - Morsal O. hat nichts Unrechtes getan. Sie wollte leben
wie andere Mädchen auch. Das hat ihre Familie nicht ertragen. Erst
reagierte sie mit Schlägen, dann stach der Bruder zu - 23 Mal. Für
diesen Mord muss er nun lebenslang in Haft.
Mit dem Urteil haben die Richter ein klares Signal gesetzt: Mord ist
nicht zu relativieren, schon gar nicht mit verletzter Ehre und
gekränktem Stolz. Die Gesellschaft darf nicht müde werden, das zu
formulieren. Doch Abschreckung reicht nicht aus. Diese Botschaft muss
vor einer Bluttat in patriarchalen Familien verankert werden. Da
stehen viele in der Pflicht.
Die Mehrheit der Gesellschaft muss die rote Linie ziehen, über die
hinaus die erzieherische Gewalt der Eltern nicht gehen darf. Und sie
muss Mädchen schützen, die in Gewaltfamilien nicht mehr leben können.
Doch auch Migrantenverbände und religiöse Führer haben Verantwortung.
Statt gegen Pauschalverurteilungen zu klagen, sollten sie ein Zeichen
setzen und mit Menschen- und Frauenrechtsorganisationen kooperieren,
deren Arbeit sie bislang viel zu oft boykottierten. Abwiegeln hilft
nicht weiter. Es fordert im schlimmsten Fall weitere Frauenleben.
In der Pflicht stehen aber auch die Mütter. Sie erziehen nach alter
Väter Sitte ihre männlichen Sprösslinge oft zu jenen
Familiendiktatoren, die Schwestern und späteren Ehefrauen das Leben
zur Hölle machen. Veränderung fängt in der Kinderstube an. Das wird
oft vergessen.

Originaltext: Südwest Presse
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/59110
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_59110.rss2

Pressekontakt:
Südwest Presse
Lothar Tolks
Telefon: 0731/156218


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