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Neues Deutschland: Delegiertenversammlung der LINKEN in Essen zur EU-Kandidatenwahl

Geschrieben am 01-03-2009

Berlin (ots) - Die Angst ging um in Essen. Kaum ein Redner, der
nicht dagegen kämpfen wollte, dass die LINKE in die antieuropäische
Ecke gestellt wird. Da musste sich der Verdacht aufdrängen, die
Partei habe wegen der - laut Bisky - »munteren Diskussion« um die
Zukunft der EU ein schlechtes Gewissen. Aber ist es europafeindlich,
den Lissaboner Vertrag wegen der Aufrüstungspflicht abzulehnen? Ist
unkritisch gegenüber Europa, wer die in dem Abkommen auch enthaltenen
positiven Aspekte erhalten will? Ist derjenige Landespolitiker
strammer EU-Anhänger, der mit Geld aus Brüssel seine Region fördern
will, und derjenige Europagegner, der gegen neoliberale Politik
aufbegehrt? Wer oder was pro- oder antieuropäisch ist, konnte der
Parteitag nicht klären. Klar aber wurde in Essen, dass eine wirkliche
europapolitische Debatte in der Partei längst überfällig ist.
Daher ist auch die Kandidatenliste für die Europawahl mehr von
Ost-West-Proporz und Geschlechterquote als von den Herausforderungen
für die Linke bestimmt. Nur wenige auf der Liste haben Erfahrungen
mit Europapolitik oder mit deren Auswirkungen unmittelbar für die
Bürger. Forderungen nach Frieden und Demokratie sind wohlfeil - nötig
sind jedoch Konzepte, die, wie eine Rednerin sagte, an die
Alltagsinteressen der Menschen anknüpfen. Über Nacht werden die neuen
Linksabgeordneten in Brüssel solche Strategien nicht vorlegen können.
Einen Vertrauensvorschuss darf man ihnen trotzdem zubilligen.

Originaltext: Neues Deutschland
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Neues Deutschland
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Telefon: 030/2978-1715


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