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Börsen-Zeitung: Experimentierfeld Geldpolitik, Kommentar zur Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank von Jürgen Schaaf

Geschrieben am 05-03-2009

Frankfurt (ots) - Die gute Nachricht zuerst: In den Rat der
Europäischen Zentralbank (EZB) hat die Realität Einzug gehalten. Die
schlechte Nachricht: Diese Realität gestaltet sich dramatischer als
weithin angenommen. Die Währungshüter um Notenbankchef Jean-Claude
Trichet haben zwar gestern den Schlüsselzins für die Eurozone auf den
niedrigsten Stand seit Einführung der Gemeinschaftswährung vor gut
zehn Jahren gekappt. Aber weder der Leitzins von nun 1,5% noch eine
von den Finanzmärkten bereits erwartete zusätzliche Zinssenkung auf
1,0% bis zum Sommer wird Wirtschaft und Preisniveau der Eurozone so
bald wieder auf Kurs bringen.

Das zumindest ergibt der Inflations- und Wachstumsausblick der
EZB-Experten. Offenbar rechnen diese nicht mehr damit, dass sich die
Konjunktur in der Eurozone noch in diesem Jahr erholt. Auch erwartet
der volkswirtschaftliche Stab der EZB, dass die Teuerungsrate sich
trotz der aggressiven Zinssenkungen der vergangenen Monate um bislang
2,75 Prozentpunkte nicht erholen wird. Erholen heißt in diesem Fall,
dass sie steigt und sich wieder von der deflationsnahen Null
fortbewegt. Die EZB-Prognose sagt für 2010 nur eine Inflationsrate
von 1,0% voraus - das ist ein deutliches Unterschreiten der
Stabilitätsmarke von unter, aber nahe 2%.

Kaum einen Zweifel ließ EZB-Chef Trichet denn auch daran
aufkommen, dass die Notenbank weiter die Zinsschraube lockern wird.
Und wenn dieses klassische Instrument ausgereizt ist, werden auch die
Europäer bei einem Nominalzins von null unkonventionelle Maßnahmen
der Geldpolitik ergreifen und private Wertpapiere aufkaufen, um die
sieche Wirtschaft am Leben zu erhalten.

Derzeit kann keiner genau sagen, ob die Maßnahmen - die orthodoxen
sowie die bevorstehenden unorthodoxen - den Abschwung stoppen können.
Zudem stellt das innovative Zeug, das die Notenbanker sich jetzt
diesseits wie jenseits von Kanal und Atlantik ausdenken, das größte
ökonomische Experiment seit Dekaden dar. Dass damit Risiken und
Nebenwirkungen verbunden sind, von denen wir - neben den derzeit
bereits diskutierten Gefahren einer verzögert einsetzenden
Inflationswelle sowie Staatsbankrotten - noch gar nichts ahnen, ist
offenkundig. Und dennoch: Die Situation ist derart dramatisch, dass
es zum aggressiven Gegensteuern keine Alternative gibt.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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